Carla Bruni Das schöne Biest ist wieder los

Von Astrid Mayer, Paris
Sie hat Mick Jagger vernascht, Eric Clapton, sogar Donald Trump - und jetzt den Präsidenten: Carla Bruni gilt in Frankreich als Femme fatale. Trotzdem schreckt Nicolas Sarkozy nicht vor einer Liaison mit dem Ex-Model zurück. Wahre Liebe oder kühne Berechnung?

Die ersten Fotos von Staatspräsident Nicolas Sarkozy und der Sängerin Carla Bruni sind erschienen, und für Gesprächsstoff an den Bushaltestellen oder bei der Kaffeepause ist gesorgt: Ist die ganze Liaison nur inszeniert, weil der Präsident davon ablenken will, dass es nicht zusammen passt, sich als Ritter der Menschenrechte zu verkaufen und den lybischen Diktatoren Ghaddafi in Paris zu empfangen? Oder soll man sich jetzt an den Gedanken eines Ex-Models als Première Dame Frankreichs gewöhnen?

Es dürfte ausgeschlossen sein, dass die Frage, ob Carla Bruni für die Rolle geeignet ist oder nicht, für Sarkozy ein Auswahlkriterium war. Schließlich ist der Wahlspruch der Sängerin: Bleib dir selbst treu. Die kapriziöse Schöne taugt zum Repräsentieren mit Sicherheit noch weniger als die nonkonformistische Cécilia Ex-Sarkozy. Carla Bruni und Staatsraison, das passt nicht zusammen. Die Frau ist Künstlerin, hat bis vor ein paar Jahren noch in einer Art Edel-WG mit Freunden, Mann und Kind gelebt.

Ehe? Eine Lüge!

Außerdem hat die Dame den Ruf, schon etliche Herzen gebrochen und Ehen zerstört zu haben - was sie mit Gelassenheit nimmt. Es ist jetzt das erste Mal, dass sie die eigene Ehe zerstört hat, die mit dem Vater ihres fünfjährigen Sohnes, Raphael Endhoven. Es war die erste und sie hat nicht lange gedauert. Die skandalöse Vorgeschichte kennt mittlerweile auch jeder: Bruni war mit dem Vater des zehn Jahre jüngeren liiert, bevor sie sich auf den Sohn einließ. Meist gibt sie zu Protokoll, er habe schon getrennt gelebt, als sie ihn kennen lernte. Aber sie hat auch schon behauptet, einen ihrer Songs geschrieben zu haben, um den zaudernden Endhoven von ihrer Liebe zu überzeugen.

Carla Bruni war sehr hellsichtig, was ihre Ehe anging, hatte sie doch schon vor Jahren in einem Interview gesagt: Man könne einem Mann durchaus versprechen, ihn ein Leben lang zu lieben und es so meinen. Aber das Versprechen sei mit Sicherheit eine Lüge. Geheiratet hat sie trotzdem, obwohl sie vorher auch schon getönt hatte, die Ehe sei nichts für sie. Carla Bruni ist eine Frau voller Widersprüche. Ihr Liebesleben ist wild und unkonventionell - das, was man sich landläufig als das einer Künstlerin und Bohémienne vorstellt. Ihre Chansons hingegen sind ziemlich konventionell französisch - sanft melancholisch, fast schon zufrieden einem diffusen Weltschmerz hingegeben, oder wie ein hämischer Kritiker anmerkte: Ein wenig steril, nach dem Motto: Schöner wohnen und leiden mit Carla Bruni.

7,5 Millionen Dollar Gage als Model

Was Leiden ist, weiß sie nach eigener Aussage eigentlich nicht. Die Tochter eines musikbegeisterten Industriellen und einer Konzertpianistin ist wohlbehütet aufgewachsen, ein wenig einsam vielleicht, weil die Eltern viele gesellschaftliche Verpflichtungen hatten. Die Einsamkeit habe, sagt sie, ihre Fantasie angeregt und sie der Literatur und der Musik nahe gebracht. Als sie Model war, hing Bruni nicht etwa koksend auf Partys herum, sondern las Proust oder spielte in ihrem Hotelzimmer Gitarre.

Scheinen und Sein konnte sie also schon mit 19 auseinander halten, als sie ihr Kunstgeschichtsstudium abbrach und die Model-Karriere begann. Die ist ihr übrigens keineswegs in den Schoß gefallen: Fünf Monate lang habe sie die Agenturen abgeklappert und sich fiese Bemerkungen über ihren Körper anhören müssen, sagt Bruni über diese Zeit. Aber sie hat dann ziemlich schnell ziemlich viel Geld verdient - 7,5 Millionen Dollar waren es auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. So sehr es vielen auf die Nerven geht, dass Sarkozys Privatleben oft von seinen Schwierigkeiten auf dem politischen Parkett ablenkt, Carla Bruni ist beliebt in Frankreich. "Die friert nicht an den Augen" heißt es von ihr, was bedeutet, dass sie ihr Ding macht und einem dabei in die Augen sieht, also sich vor nichts fürchtet. Es ist also eines jedenfalls noch nicht ausgemacht: Wer in diesem Spiel die Trophäe geben wird. Der mächtigste Mann Frankreichs oder die französische-italienische Sängerin auf der Suche nach neuen Reizen und Emotionen.

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