Anzeige
Anzeige

Til Schweiger Ein fragwürdiger Freundschaftsdienst

Bier morgens um sechs Uhr und "massiv Drogen": Bei der "Bild"-Zeitung plaudert Til Schweiger freimütig über Jan Ullrich. Tenor: Er wolle ihn mit der öffentlichen Demütigung zu einem Entzug bewegen. Wirklich?

"Jan ist ein wahnsinnig liebenswerter, großzügiger und grundehrlicher Mensch. Er wurde an den Pranger gestellt, obwohl jeder weiß, dass keiner die Tour de France fahren kann, ohne sich zu dopen. Darunter hat er sehr gelitten." Mit diesen drei Sätzen beginnt Til Schweiger seine öffentlichen Auslassungen über Jan Ullrich in der "Bild am Sonntag". Oder wie die Zeitung es nennt: "Das ganze Drama um die Rad-Legende".

Schweiger, selbst wegen einiger Eskapaden bereits in die Schlagzeilen geraten, schildert en dé­tail, was sich am Freitag in seiner Villa auf Mallorca zugetragen hat. Ein Streit zwischen ihm und Ullrich, der das Haus nebenan bewohnt, eskaliert. Es kommt zu Handgreiflichkeiten, schließlich alarmiert Schweiger die Polizei, die Ullrich abführt.

Til Schweiger und Jan Ullrich sorgen für Promiskandal im Sommerloch

Das Sommerloch bekommt seinen Promiskandal. Dank Schweigers Indiskretion weiß Deutschland nicht nur, dass Ullrich "morgens um sechs" anfing Bier zu trinken, sondern dass der ehemalige Profi-Sportler "massiv Drogen" konsumiert, "den Weltrekord im Rauchen brechen" wollte und "Kokain auf Rezept" einnimmt. Kurzum: "Ulle", wie Freunde ihn nennen, hat sein Leben nicht im Griff. Der ehemalige Rad-Profi und Tour-de-France-Sieger steht am Abgrund.

Da tranken sie noch Wein zusammen: Til Schweiger und Jan Ullrich im April 2017

"Vielleicht war es was Gutes, was jetzt passiert ist", mutmaßt Til Schweiger und sieht die Vorfälle vom Wochenende als letzten Warnschuss. Dafür, dass sich im Leben von Jan Ullrich etwas ändern müsse. Dafür, dass der 44-Jährige einen Entzug braucht. "Das Einzige, was Jan helfen kann, ist, dass er zusammenbricht, so dass er dabei nicht stirbt, aber eingewiesen wird und einen Entzug macht", ist sich der Schauspieler und Filmemacher sicher. Er will seinem "Freund" helfen. "Ich bin der erste, der ihm die Hand reicht, wenn er wieder sauber ist", sagt Schweiger. Doch vorher demütigt er ihn öffentlich.

Gang zur "Bild" ein Freundschaftsdienst?

"Er konnte nicht mehr schweigen", verteidigt die "Bild"-Zeitung Schweigers Auslassungen. Dass der Ullrich helfen will, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen, wirkt glaubwürdig. Doch ob der Gang zur "Bild"-Zeitung der richtige Schritt war, bleibt fraglich. "Er wurde an den Pranger gestellt. … Darunter hat er sehr gelitten", leitete Schweiger seine Schilderungen zu Ullrich ein. Jetzt steht Ullrich nicht nur am Pranger, sondern dank Schweiger wird sein Absturz öffentlich dokumentiert – und seziert.

Ob die öffentlichen Auslassungen und die detaillierten Erzählungen von Til Schweiger ein Freundschaftsdienst waren, wird sich zeigen. Ullrichs ohnehin schon ramponierter Ruf ist um weitere Eskapaden bereichert. Sollten Schweigers öffentliche Demütigungen ihn tatsächlich zu einem Entzug bewegen, hätte der Skandal wenigstens etwas Gutes. Wenn nicht, bleibt der fahle Beigeschmack eines ausgeschlachteten Promiskandals. Verlierer: Jan Ullrich.

Mehr zum Thema

Newsticker

VG-Wort Pixel