Die Waffenruhe war nach über 15 Monaten Krieg im Gazastreifen am 19. Januar in Kraft getreten. Innerhalb der sechs Wochen dauernden ersten Phase der Feuerpause ist die Übergabe von 33 der Geiseln vorgesehen, die die Hamas und verbündete Gruppen bei ihrem Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 verschleppt hatten. Sieben weibliche Geiseln wurden bereits freigelassen. Unter den in Gefangenschaft verbleibenden 26 Geiseln sind laut israelischen Angaben vom Montag acht bereits tot.
Netanjahus Büro erklärte am Mittwoch, es habe von der Hamas nun eine Liste mit den Namen der Geiseln erhalten, die am Donnerstag freikommen sollen. Neben dem Deutsch-Israeli Moses seien darunter Arbel Yehud, die Medienberichten zufolge ebenfalls familiäre Verbindungen nach Deutschland hat, und die israelische Soldatin Agam Berger sowie fünf thailändische Staatsbürger.
Der 80 Jahre alte Deutsch-Israeli Moses ist der Lebensgefährte von Efrat Katz, die ebenfalls am 7. Oktober 2023 im Zuge des Überfalls islamistischer Gruppen auf Israel entführt worden war und bei einem israelischen Militäreinsatz gegen die Entführer laut Armeeangaben "höchstwahrscheinlich" versehentlich erschossen worden war. Moses' Ex-Frau Margalit Moses war ebenfalls von den Islamisten entführt worden, wurde aber bereits im November 2023 freigelassen.
Die 29-jährige Zivilistin Yehud wurde bei dem Überfall zusammen mit der Familie ihres Verlobten Ariel Cunio aus dem Kibbuz Nir Oz entführt. Ihr Bruder Dolev wurde von den Islamisten getötet. Die Familie ihres Partners Cunio ist die Familie, von der die meisten Mitglieder - acht - als Geiseln verschleppt worden waren. Unter ihnen waren drei Kinder im Alter von drei bis fünf Jahren. Ariel Cunio und sein Bruder David befinden sich noch immer in den Händen der Hamas.
Die 20-jährige Soldatin Berger leistete ihren Militärdienst in einer Überwachungseinheit an der Grenze zum Gazastreifen auf dem Stützpunkt Nahal Oz in der Nähe des gleichnamigen Kibbuz, als sie als Geisel genommen wurde.
Drei weitere Geiseln sollen laut Netanjahus Büro am Samstag frei kommen. Dabei handele es sich um drei Männer, die noch am Leben seien. Die Identität der Männer werde deren Familien am Freitag mitgeteilt, teilte Netanjahus Büro weiter mit.
Es ist das erste Mal, dass im Rahmen des seit 19. Januar geltenden Waffenruheabkommens männliche Geiseln freigelassen werden. Zuvor waren sieben Frauen aus der Gefangenschaft im Gazastreifen nach Israel zurückkehrt. Im Gegenzug hatte Israel insgesamt 290 palästinensische Gefangene freigelassen.
Die Feuerpause soll zudem die Lieferung von dringend benötigten Hilfslieferungen in den vom Krieg verwüsteten Gazastreifen ermöglichen. Die Hamas beschuldigte Israel am Mittwoch, diese Lieferungen zu behindern und zudem nicht wie vereinbart Güter wie Treibstoff, Zelte und schweres Geräte in das Palästinensergebiet zu schicken. "Wir warnen davor, dass fortgesetzte Verzögerungen (...) den natürlichen Verlauf des Abkommens, einschließlich des Gefangenenaustauschs, beeinträchtigen werden", sagte ein Hamas-Vertreter der Nachrichtenagentur AFP.
Ein Sprecher der dem israelischen Verteidigungsministerium unterstellten Behörde für zivile Angelegenheiten wies die Vorwürfe als "völlige Fake News" zurück. Seit Sonntag seien 3000 Lastwagen in den Gazastreifen gelangt. Das Waffenruheabkommen sieht die Ankunft von rund 600 Lastwagen mit Hilfslieferungen täglich vor.
Unterdessen kam Netanjahu laut Angaben seines Büros am Mittwoch mit dem US-Sondergesandten für den Nahen Osten, Steve Witkoff, zusammen. Der neue US-Präsident Donald Trump hatte seine Unterstützung für Israel seit seinem Amtsantritt am 20. Januar bekräftigt. So bezeichnete er den Gazastreifen als "Abrissgebiet", das für einen Frieden im Nahen Osten "zu räumen" sei. Als Aufnahmeländer für die dort lebenden rund 2,4 Millionen Palästinenser hatte er Ägypten und Jordanien genannt.
Beide Länder wiesen diese Pläne am Mittwoch erneut scharf zurück. Der jordanische König Abdullah II. unterstütze weiterhin eine Zweistaatenlösung mit einem israelischen und einem palästinensischen Staat, teilte der Palast mit. Jordanien halte an seiner Position fest, dass es notwendig sei, "die Palästinenser auf ihrem Land zu halten und ihnen ihre legitimen Rechte zu garantieren", hieß es weiter.
Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi sagte, "die Deportation und Vertreibung des palästinensischen Volks aus seinem Land ist eine Ungerechtigkeit, an der wir uns nicht beteiligen können". Ägypten stehe für die "Bildung eines palästinensischen Staates und die Erhaltung dessen grundlegender Bestandteile, vor allem seines Volkes und dessen Terroritoriums".