Fußball Deutschland trifft auf Curaçao - Große WM-Show mit Trump

Julian Nagelsmann verfolgt die Auslosung an der Seite von Rudi Völler. Foto: Jia Haocheng/POOL Xinhua/AP/dpa
Julian Nagelsmann verfolgt die Auslosung an der Seite von Rudi Völler. Foto
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FIFA-Friedenspreis für Donald Trump, leichtes Los für Julian Nagelsmann: Die WM-Auslosung in Washington gerät zu einer skurrilen Zeremonie. Und zeigt Perspektiven für den nächsten Sommer auf.

Donald Trump wippte zum Ende einer denkwürdigen Auslosungsshow zu den Klängen der Village People, Julian Nagelsmann nahm das WM-Glückslos mit einem verschmitzten Grinsen zur Kenntnis. Debütant Curaçao, die Elfenbeinküste und Ecuador sind bei der WM im kommenden Jahr die ersten deutschen Gegner für Nagelsmann und sein Team. Damit scheint ein drittes WM-Vorrundenaus nach 2018 und 2022 für die Auswahl des Deutschen Fußball-Bunds beinahe ausgeschlossen.

"Es ist keine superleichte Gruppe, aber eine machbare Gruppe", sagte Bundestrainer Nagelsmann im ZDF nach der XXL-Zeremonie in der amerikanischen Hauptstadt. "Wir wollen gerne die Spiele der Gruppenphase gewinnen." Nachdem er die 135 Minuten einer beispiellosen Zeremonie überstanden hatte, widmete sich Nagelsmann schnell den sportlichen Themen und dem Fahrplan bis zum Sommer.

Nagelsmann nimmt WM-Glückslos mit aus Washington

Das Ende einer bislang einmaligen politischen Inszenierung um FIFA-Friedenspreisträger Trump genoss der US-Präsident zum Partyklassiker Y.M.C.A. an der Seite von FIFA-Boss Gianni Infantino. Auch Sportdirektor Rudi Völler klatschte beim Auftritt der Kultgruppe Village People mit.

Der sonst stets im Mittelpunkt stehende Nagelsmann wurde angesichts der Star-Dichte bei der gigantischen Gala in Washington beinahe zum Statisten - nahm das WM-Glückslos aber dankbar aus dem John F. Kennedy Center for the Performing Arts mit. Viel besser als mit Curaçao, der Elfenbeinküste und Ecuador hätte es der viermalige Weltmeister zum Start in das Turnier von 11. Juni bis 19. Juli kaum erwischen können.

 

Als Eishockey-Legende Wayne Gretzky das Los von Curaçao für die deutsche Gruppe E gezogen hatte, wirkte Nagelsmann ein Stück weit erleichtert. Die Gruppe ohne echten Weltklasse-Gegner ist für das DFB-Team eine Pflichtaufgabe zum Reinkommen in eine WM, die im kommenden Sommer erstmals mit 48 Teams ausgetragen wird. 

Über ein mögliches Achtelfinale gegen Vize-Weltmeister Frankreich wollte der Bundestrainer so kurz nach der Los-Zeremonie noch nicht spekulieren. "Ich bin keiner, der das Turnier von hinten denkt", sagte Nagelsmann in der Interviewzone.

Start am 14. Juni

Das DFB-Team absolviert seine erste Partie bei dem Turnier in den USA, Mexiko und Kanada am 14. Juni gegen Curaçao mit dem niederländischen Trainer Dick Advocaat. Die Partie steigt in Philadelphia oder Houston. Danach geht es für die Begegnung gegen die Elfenbeinküste am 20. Juni entweder nach Kansas City oder ins kanadische Toronto.

"Das Wichtigste ist erstmal Step bei Step, die Gruppenphase zu überstehen, dass wir in die K.-o.-Phase einziehen", sagte Nagelsmann bei MagentaSport. "Nicht den zweiten Schritt vor dem ersten gehen. Das gebührt auch der Respekt." Der Bundestrainer erklärte aber auch: "Aber ich glaube, es ist auch ganz normal, dass man überlegt, wer in den nächsten Runden auf einen treffen könnte und wen man schlagen muss, um weit zu kommen."

Das Gruppenfinale gegen Südamerika-Vertreter Ecuador, auf den Deutschland bereits bei der Heim-WM 2006 zum Abschluss der Vorrunde traf, wird am 25. Juni entweder in Philadelphia oder im Finalstadion von East Rutherford nahe New York ausgetragen. "Ich glaube, das ist eine Gruppe, in der es keine Zweifel am Weiterkommen geben wird", sagte Ex-Weltmeister Mats Hummels als Experte bei MagentaSport.

Infantino zu Trump: "Das ist ihr Preis"

Der Auslosungsabend hatte zuvor einen Vorgeschmack geboten, was neben dem Sport im kommenden Sommer nicht zu kurz kommen dürfte: viel Politik und reichlich Show. In Washington moderierte das deutsche Supermodel Heidi Klum, auf der Bühne traten unter anderem Robbie Williams, Nicole Scherzinger und Andrea Bocelli auf. 

Doch der Show-Teil geriet in den Hintergrund, als Trump die riesige Bühne betrat und den neuen Friedenspreis des Weltverbandes verliehen bekam. "Das ist ihr Preis", sagte Infantino bei der Showgala unweit von Trumps Amtssitz, dem Weißen Haus. "Dieser Preis wird jährlich vergeben, um einen Menschen auszuzeichnen, der ein klares Engagement für Frieden auf der Welt fördert." 

Rangnick trifft auf Messi

Trump hängte sich selbst die goldene Medaille um den Hals. "Das ist eine der größten Ehrungen meines Lebens", sagte er. Später war er gemeinsam mit Kanadas Premierminister Mark Carney und Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum noch einmal auf der Bühne und zog die Lose der Gastgeber.

Das Eröffnungsspiel am 11. Juni in Mexiko-Stadt bestreiten Gastgeber Mexiko und Südafrika. Das gab es 2010 auch schon, damals in Südafrika. Besonders knifflig erscheint nach der Zeremonie die Gruppen I mit Frankreich, Senegal und Norwegen um Topstar Erling Haaland. Happig werden könnte es auch für Gastgeber Kanada, der auf die Schweiz, Katar und ein Playoff-Team aus Europa trifft. Dies könnte Italien sein. Österreich um Trainer Ralf Rangnick spielt in der Vorrunde gegen Weltmeister Argentinien mit Superstar Lionel Messi.

Anstoßzeiten klären sich am Samstag

Die Entscheidung über die Spielorte und auch die Anstoßzeiten wird die FIFA bei einem weiteren Show-Act am Samstag (18.00 Uhr/MEZ) verkünden. Danach startet Nagelsmann dann die konkrete Turniervorbereitung. Schnellstmöglich soll das geeignete Team-Quartier fix gebucht werden.

Die meisten Test-Termine vor der Endrunde sind auch schon geklärt. Bestätigt werden muss nur noch der Gegner für das erste Länderspiel im WM-Jahr, wahrscheinlich am 27. März. Am 30. März sollte es in Stuttgart gegen die Elfenbeinküste gehen, doch nach der Losung von Washington wird der DFB bei der Gegnerwahl hier nachjustieren.

WM-Generalprobe in Chicago

Seinen WM-Kader wird der Bundestrainer kurz vor oder kurz nach dem letzten Bundesliga-Spieltag am 16. Mai benennen. Nach der ersten Trainingslagerphase kommt es zum letzten Spiel in Deutschland vor der WM gegen Finnland am 31. Mai (20.45 Uhr) in Mainz. Der Mutmacher: Auch vor dem Triumph 2014 in Brasilien wurde unmittelbar vor dem Abflug noch in Mainz gespielt. Gegen Armenien gab es damals ein 6:1.

Für Nagelsmann geht es dann in der ersten Juniwoche nach Chicago, wo am 6. Juni (20.30 Uhr/MEZ) die USA der Gegner bei der WM-Generalprobe sein wird. Anschließend folgt der Umzug ins Basecamp und der Turnierauftakt am 14. Juni gegen den riesigen Außenseiter Curaçao.

dpa

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