Grossi bezog sich bei seinen Aussagen auf ein Gespräch mit Irans neuem Außenminister Abbas Araghtschi, der maßgebend an den Verhandlungen über die Grenzen des iranischen Atomprogramms beteiligt gewesen war.
Die USA, Frankreich, Großbritannien, Deutschland sowie Russland und China hatten 2015 mit dem Iran ein Atomabkommen abgeschlossen. Es sollte verhindern, dass Teheran Atomwaffen entwickelt. 2018 stiegen die USA unter ihrem damaligen Präsidenten Donald Trump einseitig aus dem Abkommen aus. Daraufhin hielt sich auch der Iran schrittweise nicht mehr an seine Verpflichtungen. Die Verhandlungen über eine Wiederbelebung des Abkommens blieben seither ergebnislos.
Irans neugewählter Präsident Massud Peseschkian hatte sich zuletzt für die Aufnahme konstruktiver Gespräche mit der EU ausgesprochen, um die Isolation seines Landes zu beenden. Zudem strebt er nach eigenen Angaben eine Wiederbelebung des Atomabkommens an.
Araghtschi habe den Vorteil, "dass er alles über diesen Prozess weiß, so dass wir schneller vorankommen können", sagte Grossi der AFP. Es sei seiner Ansicht nach die Absicht von Präsident Peseschkian und Außenminister Araghtschi, die Dinge "auf positive Weise zu bewegen".
Teheran sei allerdings nicht bereit, seine im letzten Jahr getroffenen Entscheidung zurückzunehmen, einigen IAEA-Inspekteuren die Akkreditierung zu entziehen. Grossi kündigte an, sich weiter für eine Wiederaufnahme der Inspekteure einzusetzen. Er werde Teheran in den "kommenden Wochen" besuchen, fügte er hinzu.
Nach Angaben der IAEA ist der Iran der einzige Nicht-Atomwaffenstaat, der über auf 60 Prozent angereichertes Uran verfügt und große Uranvorräte sammelt. Das Land ist damit auf dem Weg, Uran auf die für Atomwaffen notwendigen 90 Prozent anzureichern. Für Atomkraftwerke wird lediglich auf 3,67 Prozent angereichertes Uran benötigt. Das Atomabkommen von 2015 sah vor, dass der Iran diese Grenze nicht übertreten dürfe.
Inwiefern ein neues Abkommen sich an den Vorgaben von 2015 orientieren müsse, wollte Grossi nicht kommentieren. "Wird es das Gleiche? Wird es aktualisiert? Wird es etwas komplett anderes? Das müssen sie entscheiden", sagte er mit Verweis auf die Verhandlungspartner.