Mutmaßlich Sabotagepläne in russischem Auftrag: Drei Ukrainer festgenommen

Justitia
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In Deutschland und der Schweiz sind drei Ukrainer festgenommen worden, die mutmaßlich in russischem Auftrag Anschläge auf den Güterverkehr in Deutschland begehen sollten. Nach Angaben der Bundesanwaltschaft vom Mittwoch sollen sie vorgehabt haben, an Empfänger in der Ukraine Pakete mit Sprengsätzen zu schicken, die sich beim Transport entzünden würden. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) zufolge ist "gesichert davon auszugehen, dass es mehr als diese drei Täter gibt".

"Hybride Attacken in allen Formen", die aus Russland gesteuert würden, staatlicherseits oder durch entsprechende Unterstützung, seien "an der Tagesordnung", sagte Pistorius vor Journalisten in Berlin. "Wir sehen das in der Ostsee, wir sehen das im Cyber- und Luftraum, wir sehen das aber eben auch tatsächlich am Boden." Die Sicherheitsbehörden seien aber "auf Zack", um im Vorfeld aufzuklären und Straftaten oder Sabotageakte zu verhindern.

Wegen der besonderen Bedeutung des Falls führt die Karlsruher Behörde das Verfahren gegen die drei Ukrainer, das Bundeskriminalamt ermittelt. Die Namen der Männer wurden mit Yevhen B., Daniil B. und Vladyslav T. angegeben. T. war bereits am Freitag in Köln festgenommen worden, die Festnahme von Daniil B. folgte am Samstag im baden-württembergischen Konstanz. Am Dienstag wurde Yevhen B. im Schweizer Kanton Thurgau festgenommen. Die beiden in Deutschland Festgenommenen sitzen in Untersuchungshaft, der in der Schweiz festgenommene Beschuldigte soll nach Deutschland gebracht werden.

Der Vorwurf gegen sie lautet Agententätigkeit zu Sabotagezwecken. Außerdem sollen sie sich dazu bereit erklärt haben, schwere Brandstiftung zu begehen und eine Sprengstoffexplosion herbeizuführen - und zwar gegenüber einem oder mehreren Menschen, die mutmaßlich im Auftrag russischer staatlicher Stellen handelten.

Zum Auskundschaften von Transportwegen soll T. Ende März in Köln bereits zwei Testpakete aufgegeben haben, in denen sich unter anderem GPS-Tracker befanden. Den Auftrag dazu habe Yevhen B. erteilt, erklärte die Bundesanwaltschaft. Über Daniil B. habe er die Paketinhalte zur Verfügung gestellt.

Durch diese Pakete kamen Polizei und Verfassungsschutz in Nordrhein-Westfalen T. auf die Schliche, wie Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte. Dann habe die Bundesanwaltschaft übernommen. Der Modus Operandi russischer Geheimdienste habe sich verändert, führte Reul aus. Sie bräuchten keine "ausgebildeten Agenten der alten Schule" mehr, es reichten sogenannte Low-Level-Agents, "die für kleines Geld angeworben werden".

Es ist nicht der erste Fall von mutmaßlichen Sabotageplänen in russischem Auftrag. Bereits im April 2024 wurde der Deutschrusse Dieter S. festgenommen. Er soll Anschläge auf militärisch genutzte Infrastruktur und Industriestandorte vorbereitet und darüber mit einem Mitarbeiter eines russischen Geheimdiensts gesprochen haben. Die Anschläge sollten laut Anklage die militärische Unterstützung für die Ukraine unterminieren. Der Prozess gegen S. und zwei mutmaßliche Helfer beginnt am Dienstag vor dem Oberlandesgericht München.

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