In einer Erklärung Rubios hieß es, Albanese habe sich für die internationalen Haftbefehle eingesetzt, die der IStGH im November gegen Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und den damaligen Verteidigungsminister Joav Gallant erlassen hatte. Der Strafgerichtshof legt ihnen im Zusammenhang mit dem Gazakrieg Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen zur Last. Was genau die US-Sanktionen umfassen, blieb unklar.
Darüber hinaus warf Rubio der Italienerin vor, internationale Ermittlungen und Strafverfolgung gegen US-Firmen und ihre Führungskräfte angeregt zu haben. Die USA reagieren damit auf einen Bericht, den Albanese vergangene Woche in Genf vorgelegt hatte. Darin warf sie 48 internationalen Firmen vor, zunächst von der "illegalen Besatzung und Apartheid" Israels in den Palästinensergebieten profitiert zu haben und nun vom "Genozid" im Gazastreifen. Namentlich nannte sie unter anderem Microsoft und die Reiseplattform Booking.com.
Die US-Vertretung bei der UNO in Genf rief UN-Generalsekretär António Guterres daraufhin auf, Albanese abzuberufen. Die Vertretung warf ihr "virulenten Antisemitismus" und "anti-israelische Voreingenommenheit" vor.
Israels Außenminister Gideon Saar nannte die US-Sanktionen gegen Albanese auf X eine "klare Botschaft" an die Vereinten Nationen. Israels Regierungschef Netanjahu hält sich bis Donnerstag in Washington auf und war in den vergangenen beiden Tagen zwei Mal mit US-Präsident Donald Trump zusammengekommen, um über eine möglichen Waffenruhe im Gazastreifen zu beraten.
Nach einem Treffen von Netanjahu und Trump im Februar hatte Albanese scharfe Kritik an den Äußerungen des US-Präsidenten geübt. Trump hatte gesagt, die USA könnten die Kontrolle im Gazastreifen übernehmen, die dort lebenden Palästinenser nach Ägypten und Jordanien umsiedeln und das Küstengebiet zu einer "Riviera des Nahen Ostens" umbauen. Albanese verurteilte diese Aussagen als "absoluten Blödsinn" und "völlig verantwortungslos".
Albanese ist Juristin und seit Mai 2022 UN-Sonderberichterstatterin für die Menschenrechtslage in den Palästinensergebieten. Sie wurde vom Menschenrechtsrat mit Hauptsitz in Genf ernannt. In dieser Funktion spricht sie nicht für die Vereinten Nationen selbst.
Albanese hatte die israelische Militäroffensive im Gazastreifen wiederholt scharf kritisiert und gilt deshalb in Israel als unerwünschte Person. Sie nannte die Offensive etwa eine "staatlich organisierte, erzwungene Vertreibung und Ersetzung der Palästinenser".
Israel reagierte mit dem Einsatz auf den Großangriff der radikalislamischen Hamas und verbündeten Gruppen, bei denen rund 1200 Menschen getötet wurden. Zudem wurden 251 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Am Mittwoch stimmte die Hamas nach eigenen Angaben der Freilassung von zehn israelischen Geiseln zu.