Die im November auf dem Marine-Schulschiff "Gorch Fock" tödlich verunglückte Offiziersanwärterin Sarah Seele soll wegen hohen Übergewichts nicht borddiensttauglich gewesen sein. Die 1,58 Meter große Soldatin habe 83 Kilo gewogen und habe an der Übung, bei der sie aus der Takelage des Großseglers stürzte, nicht teilnehmen dürfen, berichtet die "Bild"-Zeitung. Sie beruft sich auf einen ihr nach eigenen Angaben vorliegenden Untersuchungsbericht der Marine. Darin heißt es, dass die Offizieranwärterin für ihren vorherigen Dienstposten, die Fregatte "Mecklenburg Vorpommern", eine Ausnahmegenehmigung hatte. Für die "Gorch Fock" habe es aber keine Genehmigung gegeben.
Die Kieler Staatsanwaltschaft erklärte auf Anfrage: "Die Frage, unter anderem der Borddienstverwendungsfähigkeit der Offiziersanwärterin S., ist Gegenstand der staatsanwaltschaftlichen Prüfungen." Die Strafverfolgungsbehörde stehe bei den Untersuchungen in engem Kontakt zum Verteidigungsministerium und den nachgeordneten Dienststellen, sagte Oberstaatsanwaltin Birgit Heß der Deutschen Presse-Agentur am Montag. Weitere Erklärungen würden zurzeit nicht abgegeben.
Das Presse- und Informationszentrum der Marine im schleswig-holsteinischen Glücksburg lehnte jede Stellungnahme ab.
Warum ist die Gewichtszunahme nicht aufgefallen?
In dem Marine-Untersuchungsbericht heißt es laut "Bild"-Zeitung, die Obduktion des Leichnams habe ein Körpergewicht ergeben, "welches in Relation zur Körpergröße eine Borddienstverwendungsfähigkeit ausgeschlossen hätte". Warum die massive Gewichtszunahme vor der Versetzung auf die "Gorch Fock" mit ihrer körperlich sehr anstrengenden Ausbildung und auch dort vor dem Unfall nicht aufgefallen sei, sei jetzt ebenfalls Teil des weiteren Untersuchungsverfahrens.
Das Segelschulschiff, bislang der Stolz der Marine, steht im Fokus der Aufmerksamkeit, weil Offiziersanwärter der Stammmannschaft einen unsensiblen Umgang mit dem Tod der Kameradin und massive Drangsalierung der Kadetten bis hin zu sexuellen Nötigung vorgeworfen hatten. Eine Untersuchungskommission der Marine ist an Bord gegangen, um die Vorwürfe aufzuklären. Das nach Deutschland zurückbeorderte Schiff befindet sich derzeit auf dem Rückweg von Südamerika.