Die rumänische Polizei hat den Macho-Influencer Andrew Tate wegen "Sex Tafficting" und anderer Delikte verhaftet. Der ehemalige Kickboxer gilt als "King Of Toxic Masculinity" (König der toxischen Männlichkeit). Bei der Razzia wurde seine misogyne "Hustler Akademie" durchsucht und ein in der Nähe gelegenes Haus. In diesem Gebäude soll Tate Frauen gegen ihren Willen gefangen gehalten haben. Unter dem Vorwand einer Romanze seien diese nach Rumänien gelockt und dort zu Sex-Chats im Internet gezwungen worden, so lauten die Vorwürfe. Das Haus wurde bereits zuvor im April 2022 durchsucht, nachdem eine Amerikanerin behauptet hatte, dort gegen ihren Willen festgehalten worden zu sein.
Frau widerspricht den Vorwürfen
Die britische "Times" konnte mit einer Frau aus dem Haus sprechen. Die 22-Jährige heißt Lisa und will ihren Nachnamen nicht der Öffentlichkeit preisgeben. Sie ist aus der Ukraine geflüchtet und bestreitet energisch, dass der umstrittene britische "Influencer" in dem Haus Frauen misshandelt hat. Bei der Razzia waren die 22-jährige Lisa, Tates persönliche Assistentin und zwei rumänischen TikTok-Influencerinnen in dem Gebäude. Laut Lisa hatte die Polizei mit der Durchsuchung keinen Erfolg, denn sie alle hätten mit Pornos nichts zu tun.
"Alles, was die Polizei gesagt hat, ist nicht wahr. Ich kenne Tate und seinen Bruder Tristan, und sie könnten so etwas nicht tun. Die Mädchen, die hier leben, machen so etwas nicht. Wir sind gute Mädchen."
Über die Gründe, die Lisa zu dem Interview bewogen haben, kann man nur spekulieren. Aber durch die Vorwürfe, Tate habe ein illegales Sex-Imperium betrieben, geraten auch die Frauen in seinem Umfeld in ein schlechtes Licht.
Zu reich für Online-Pornos
Lisa sagte der "Times", sie habe die beiden vor etwa drei Jahren auf einer Party in Kiew kennengelernt. Also vor dem Krieg. Das Online-Sexgeschäft sei damals "schon sehr lange her" gewesen, so Lisa. Das sei zu der Zeit gewesen, als die Brüder etwa 23 oder 24 waren und ihre erste Million Dollar verdient haben. Sie spricht von zwölf Jahren, heute ist Andrew Tate 36. Und die beiden Brüder sind sehr reich, gibt Lisa zu bedenken. Viel zu reich, um sich damit abzugeben, ein paar Frauen zu Sex-Chats zu zwingen. "Sie können niemals so viel Geld mit Video-Sex-Chats verdienen."
Lisa gab an, dass sie in einer gated community lebt, der Wert der Doppelhaushälfte dort soll etwa 350.000 Euro betragen. Die beiden TikTok-Stars hätten sie dorthin eingeladen. Doch die Rumäninnen machen keine Pornos, sondern würden etwa 4000 Dollar im Monat mit komischen Clips verdienen.
Bei der Durchsuchung beschlagnahmte die Polizei auch Lisas Laptop. "Die Polizei wollte wissen, womit ich meinen Lebensunterhalt verdiene. Ich habe ihnen gesagt, dass ich Zahlungen für ukrainische Flüchtlinge erhalte und ihnen alle Dokumente gezeigt, und sie sagten mir nur 'OK'."
Lisa kann die Vorwürfe nicht akzeptieren: "Wir kennen Andrew und Tristan und können nicht verstehen, warum die Polizei diese Dinge sagt."
"Ich weiß, dass das, was die Polizei sagt, unwahr ist. Sie haben keine Beweise. Es gibt keine Video-Sex-Chats."
Alles "nur Show"
Dass Andrew Tate in seinen Videos als wüster Frauenfeind auftritt, ist ihr bekannt. Darauf angesprochen sagte Lisa, das sei eine "schlimme Tour", aber alles sei "nur Show". "Im wirklichen Leben ist er nicht so."
Derzeit sitzt Tate in Polizeigewahrsam. Es ist nicht bekannt, welche Beweise gegen ihn vorliegen. Das ist beim Stand der Untersuchungen aber nicht ungewöhnlich. Polizeigewahrsam darf nicht mit der in Deutschland üblichen Untersuchungshaft verwechselt werden. Um eine U-Haft durchzusetzen, müssen einem Richter gut begründete Verdachtsmomente vorgelegt werden. Einen Gewahrsam kann die Polizei aus verschiedenen Gründen aus eigener Macht durchsetzen.
Die Stärke dieses Eingriffs in die Bürgerrechte beziehungsweise die Machtposition der Polizei unterscheidet sich von Land zu Land stark. In Deutschland ist der Gewahrsam nur eine Ad-hoc-Maßnahme, mit der die Polizei in einer Situation handlungsfähig bleibt. Der Gewahrsam darf 24 Stunden nicht überschreiten, sollte die betroffene Person länger in Haft bleiben, ist dafür eine richterliche Entscheidung notwendig. In manchen Ländern liegt die Frist bei 72 Stunden, also drei Tagen. In Rumänien kann der Gewahrsam sogar 30 Tage andauern.
Gegen ihren Gewahrsam gehen die Tate-Brüder derzeit gerichtlich vor. Mit ihnen wurden Luana Radu, 32, eine ehemalige Polizeibeamtin, und Tates Freundin, Georgiana Naghel, 28, verhaftet.
Quelle: The Times