Die Zahl der Selbstanzeigen reumütiger Anleger in Deutschland schießt seit der Entscheidung für den Ankauf gestohlener Steuerdaten aus der Schweiz in die Höhe. Wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa am Donnerstag ergab, gingen in den vergangenen zwei Wochen in den Finanzämtern bundesweit insgesamt mehr als 400 Meldungen ein. Allein in Niedersachsen stieg die Zahl der Selbstanzeigen von Mittwoch auf Donnerstag um 45 auf 143. Das Land erwartet Nachzahlungen von knapp zehn Millionen Euro. Berlin, Rheinland-Pfalz und das Saarland vermelden ähnlich starke Zuwächse.
Zwischen Flensburg und Garmisch dürfte die Zahl der Steuersünder- Selbstanzeigen insgesamt noch deutlich höher liegen. Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen haben die Finanzbehörden noch keine Erkenntnisse über die Zahl der Selbstanzeigen. In Baden-Württemberg streitet die schwarz-gelbe Koalition über den Ankauf einer Steuerdaten-CD. Solange das nicht entschieden sei, hielten sich die Steuersünder im Ländle bedeckt, hieß es im Finanzministerium in Stuttgart.
Bayern erfasst im Gegensatz zu anderen Bundesländern die Eingänge bislang nicht systematisch. Registriert worden seien bislang weniger als 20 Selbstanzeigen, sagte eine Sprecherin des Finanzministeriums in München. Neben den Steuerbehörden in Baden-Württemberg waren auch Nordrhein-Westfalen, Bayern und weiteren Bundesländern Daten von deutschen Steuersündern angeboten worden.
In Berlin schnellte die Zahl der Meldungen am Donnerstag binnen eines Tages um 22 auf 96 in die Höhe. Alle Steuersünder hätten ihr Geld in der Schweiz angelegt, sagte ein Sprecher der Senatsfinanzverwaltung. Bei einer Selbstanzeige muss der Betroffene nur die Steuern und Zinsen nachzahlen. Eine Strafe droht nicht - vorausgesetzt, der Fall ist den Behörden noch nicht bekannt. Das kleine Saarland verzeichnet mittlerweile 16 Fälle - vor einer Woche waren es erst zwei.
In Rheinland-Pfalz gingen zu Wochenbeginn an einem Tag 34 Meldungen ein. Seit Jahresbeginn offenbarten sich dort 85 Steuersünder den Behörden - dreimal mehr als im Vorjahreszeitraum. Dies sei wesentlich auf die jüngsten Steueraffären zurückzuführen, sagte ein Finanzsprecher in Mainz. In Hessen seien mindestens 113 solcher Anzeigen bekanntgeworden, teilte das Finanzministerium in Wiesbaden am Donnerstag mit. Exakte Zahlen erwartet das Ministerium am kommenden Montag.
In Schleswig-Holstein stieg die Zahl auf 15. Hamburg meldete bislang 10 Selbstanzeigen, Brandenburg 7 und Mecklenburg-Vorpommern 5. Selbst Sachsen-Anhalt verzeichnet mittlerweile einen ersten reumütigen Steuersünder. Aus Bremen und Sachsen lagen keine kompletten Übersichten vor.