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Atomkraftwerk Fukushima I Explosion reißt zwei gewaltige Löcher in die Außenwand

Die Lage in den außer Kontrolle gerateten japanischen Atomkraftwerken ist weiterhin kritisch. Eine neuerliche Explosion hat zwei acht Quadratmeter große Löcher in die Außenwand von AKW Fukushima I gerissen. Die Radioaktivität steigt bedrohlich an.

Eine Explosion am japanischen Atomkraftwerk Fukushima I hat am Dienstag zwei gewaltige Löcher in die Außenwand eines Reaktorgebäudes gerissen. Die Löcher in Block Vier seien jeweils etwa acht Quadratmeter groß, teilte die japanische Atomaufsicht mit. Rings um das AKW, bei dem es zuvor schon zu drei Explosionen gekommen war, stieg die Radioaktivität bedrohlich an: Stellenweise wurden bis zu 400 Millisievert pro Stunde gemessen. 100 Millisievert pro Jahr gelten als krebserregend. Auch in der Nähe der Hauptstadt Tokio, die rund 240 Kilometer südlich des AKW Fukushima liegt, wurde der Agentur Kyodo zufolge erhöhte Radioaktivität gemessen. Der Wind trieb die verseuchte Luft aber aufs offene Meer. Die Verschärfung der Lage löste an der japanischen Börse den größten Kurssturz seit dem Höhepunkt der Finanzkrise aus.

Auch wenn der Wetterbericht zumindest vorübergehend Hoffnung aufkeimen ließ, jagte eine Hiobsbotschaft die nächste: Kyodo meldete, in Block Vier könnte das Wasser im Abklingbecken, das die dort lagernden abgebrannten Brennelemente abkühlen soll, zu Kochen anfangen.

In Block Zwei des AKW Fukushima I kam es erneut zu einer Explosion. Der Agentur Jiji zufolge wurde das Dach der Anlage beschädigt. Dampf trete aus.

In der Provinz Chiba in der Nähe von Tokio war die Strahlenbelastung zehnmal höher als üblich. Aus Tokio wurden Panikkäufe gemeldet. Aus Furcht vor der erhöhten Strahlung holten mehrere deutsche Firmen - darunter SAP und BMW - Mitarbeiter nach Deutschland zurück. Im Großraum Tokio leben etwa 35 Millionen Menschen. Eine Evakuierung im Falle dramatisch steigender Radioaktivität scheint da praktisch unmöglich.

Regierungschef Kan mahnt Bevölkerung zur Ruhe

Ministerpräsident Naoto Kan rief die Bevölkerung in der Region um das AKW auf, in ihren Häusern zu bleiben. Sein Appell galt rund 140.000 Menschen. "Die Möglichkeit eines weiteren Austritts von Radioaktivität steigt", sagte Kan in einer Ansprache. "Wir versuchen alles, um einen weiteren Austritt zu verhindern. Ich weiß, dass die Menschen voller Sorge sind. Aber ich bitte Sie, die Ruhe zu bewahren."

Der AKW-Betreiber Tepco zog einen Großteil seiner Mitarbeiter vom Kraftwerk Fukushima I ab. Bis Dienstag seien noch 50 Mitarbeiter vor Ort gewesen, 750 seien abberufen worden.

In einem Umkreis von 30 Kilometer um das AKW Fukushima I wurde eine Sperrzone für Flugzeuge eingerichtet. Air China sagte einige Flüge nach Japan ab. Lufthansa wird Tokio vorerst gar nicht mehr anfliegen.

Erhöhte Radioaktivität in Russland

Auch Russland meldete erhöhte Radioaktivität, die aber noch innerhalb der Grenzwerte liege. In Wladiwostok an der Ostküste, das rund 800 Kilometer nordwestlich von Fukushima liegt, sei eine leicht erhöhte Radioaktivität gemessen worden, teilte das Innenministerium der Region mit. Das russische Militär erklärte, es sei bereit, im Notfall die Bevölkerung von der Insel Sachalin und den südlichen Kurilen in Sicherheit zu bringen.

In China wurde nach Behördenangaben kein erhöhte Radioaktivität festgestellt. Die chinesische Botschaft in Japan erklärte, die Volksrepublik werde ihre Bürger aus den durch das gewaltige Erdbeben und den Tsunami am schwersten zerstörten Regionen in Japan in Sicherheit bringen.

Shinichi Saoshiro und Chisa Fujioka, Reuters Reuters

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