Die Wetterlage schien perfekt, als eine 22-Jährige am frühen Samstagmorgen mit ihrer Schwester und ihrem Vater zur anspruchsvollen Tour über die drei Gipfel des Watzmann aufbrach. Dass der sonnige Tag in den Berchtesgadener Alpen für die junge Frau aus Brandenburg auf der Intensivstation eines Salzburger Krankenhauses enden würde, ahnte da noch niemand.
22-Jährige stürzt und bleibt in Schneefeld liegen
Das Trio kraxelte vermutlich vom Watzmannhaus aus zunächst über das Hocheck und war auf dem Weg zur Mittelspitze, als die 22-Jährige in dem hochalpinen, felsigen Gelände den Halt verlor und auf der Ostseite des Berges über mehrere Stufen etwa 50 Meter in die Tiefe stürzte. Auf einem Schneefeld blieb sie schließlich liegen. Schwerverletzt. Glück im Unglück: Drei Bergsteiger, die den Unfall beobachteten, seilten sich zu der lebensgefährlich verletzten Urlauberin ab und leisteten Erste Hilfe. Zwei von ihnen seien erfahrene Bergretter gewesen, so ein Sprecher der Bergwacht am Sonntag.

Als kurz nach acht Uhr bei der Ramsauer Bergwacht der erste Notruf einging, hatte sich das Wetter am etwa 2700 Meter hohen Watzmanngrat bereits verschlechtert. Dichter Nebel und Wolken waren aufgezogen – die Chance, die Schwerverletzte mit einem Helikopter auszufliegen, lag nahe Null. Laut Bayerischem Roten Kreuz konnte der Pilot des alarmierten Helikopters den Unfallort zunächst nicht einmal finden, setzte später aber zwei weitere Bergretter an der steilen Felswand schwebend über der Kufe ab.
Michael Horn, der die Tour über die Watzmanngipfel wie seine Westentasche kennt, hat den Rettungseinsatz an der Ostseite des Bergs zufällig gefilmt. Der Familienvater und Hobbytriathlet aus Berchtesgaden war am Samstag mit seiner Frau und seinen zwei Kindern ebenfalls auf den 2700 Meter hohen Gipfel gestiegen.
In einer mehrstündigen Rettungsaktion brachten weitere Retter die Frau schließlich über einen Schrägaufzug zum Grat zurück und danach seilversichert durch das ausgesetzte Gelände in Richtung Watzmannhaus. Eine spektakuläre und riskante, wegen der schlechten Wetterlage aber offenbar alternativlose Aktion, die auch der Bergwacht in den Berchtesgadener Alpen alles abverlangte. So brachten sie in einer Art Staffellauf ein "überlebensnotwendiges Medikament" zur Patientin, weil der Helikopter bis zum späten Nachmittag nicht in der Nähe des Unfallorts landen konnte.
Einsatzleiter: "Alle haben Unglaubliches geleistet"
Entsprechend gerührt war auch Einsatzleiter Rudi Fendt nach der zwölfstündigen Rettungsaktion: "Ich bin seit Jahrzehnten bei der Bergwacht, aber immer noch hin und weg, denn so ein Einsatz schreibt Geschichte, da alle Beteiligten Unglaubliches geleistet und perfekt Hand in Hand zusammengearbeitet haben, damit die junge Frau trotz der extrem schwierigen Bedingungen überlebt. Wir haben unser Möglichstes getan und wünschen ihr und ihrer Familie ganz viel Glück – es wäre für uns alle die Krönung, wenn alles gut ausgeht!“

Am späten Nachmittag konnte die 22-Jährige schließlich mit einer Winde aufgenommen und ins etwa 1000 Meter tiefer gelegene Kühroint ausgeflogen werden. Von dort ging es dann in eine Salzburger Klinik.
Quelle:Bayerisches Rotes Kreuz