"Lunch of Suffering" Rohe Karotten und labbrige Sandwiches: “White People Food” wird in China zum Trend

Teller mit Brot, Schinken und Käse
Unästhetisch, unaufregend – dafür pragmatisch: Vermeintliches "White People Food" fasziniert die Menschen in China
© YAY Images / Imago Images
Was die Menschen hierzulande während der Arbeit snacken, hat in China einen wahren Hype ausgelöst. Zum "White People Food" zählen zum Beispiel Brotscheiben, Apfelschnitze, Gurkenscheiben und gekochte Eier.

Ein fettarmer Joghurt mit Haferflocken. Ein Sandwich mit Schinken. Ein gekochtes Ei mit Gurkenscheiben und Karottensticks: Fast jeder kennt diese Zwischenmahlzeiten, die so unaufregend sind, dass sie eigentlich keine Erwähnung wert sind. In China allerdings haben sich diese einfachen Mahlzeiten zu einem Social Media-Trend entwickelt. Zahlreiche Menschen sind fasziniert von – oder amüsiert über – "White People Food".

Wie unter anderem der "Guardian" berichtet, hat ein Video aus der Schweiz das Phänomen ins Rollen gebracht. Der Clip, der auf der chinesischen Plattform Xiaohongshu hochgeladen wurde, zeigt eine Frau, die sich im Zug einen Snack zubereitet: Eine Tüte Salat, Schinken und Senf. Daraufhin berichteten weitere Nutzer von ihrer ersten Erfahrung mit "White People Food". Zum Beispiel: "Als ich zum ersten Mal nach Australien kam, sah ich eine Frau, die im Supermarkt rohe, geschnittene Pilze kaufte und sich hinsetzte, um sie zu essen. Ich war sprachlos."

Mahlzeiten ohne Genuss und Würze werden in China zum Trend

Die "South China Morning Post" merkt an, dass es bei dem Trend nicht explizit um die westliche Küche gehe, vielmehr ziele der Begriff "auf die Welt der rohen Salate, gekochten Eier, Hähnchenbrust, Schinkenscheiben und dem einen oder anderen Stück Obst ab". In China, wo in der Regel mit vielen Zutaten und viel Gewürzen gekocht wird, ist es kaum denkbar, dass die Menschen im Westen diese einfachen, geschmacklosen Mahlzeiten tatsächlich gerne zu sich nehmen. "Der Sinn des Essens der Weißen besteht darin, zu lernen, wie es sich anfühlt, tot zu sein", schreibt etwa ein Nutzer auf dem chinesischen Netzwerk Weibo unter ein Foto von Crackern, Käse und Schinken.

Lee Twodog, die auf TikTok Trends in China dokumentiert, erklärt die Prinzipien des "White People Food" folgendermaßen: "Man gibt keine Gefühle in sein Essen", womit sie den Mangel an Gewürzen meint. Der Genuss stehe ohnehin nicht im Vordergrund. Außerdem erfordere das Essen wenig bis keine Zubereitung: "Iss es roh, iss es am Stück".

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Drittens seien die Mahlzeiten nur für Arbeitstage gedacht, um sich für die restlichen Stunden mit Nährstoffen und Kalorien zu versorgen. Diese pragmatische Sichtweise habe den Vorteil, dass es helfe, die Arbeit von der Freizeit zu trennen. "Wenn man nach Hause kommt, isst man sein normales Essen und spürt das Leben wieder", meint die Chinesin.

"Auf diese Weise kann ich mich immer daran erinnern, dass ich hier bin, um zu arbeiten", stimmt ihr ein Nutzer zu. Ein weiterer Vorteil, den einige im "White People Food" sehen, ist, dass es Zeit spart. Sellerie-Sticks und Thunfisch aus der Dose muss man schließlich weder kochen noch mühsam verpacken. Trotzdem bleiben solche Kreationen für die meisten Menschen eher der "Lunch of Suffering", wie der Trend scherzhaft betitelt wird. Immerhin ist das "Leid" auf die Mittagspause beschränkt.

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