Russland vergibt mittels vereinfachtem Verfahren die russische Staatsbürgerschaft an Ukrainer, an Schulen wird nach russischen Lehrplänen unterrichtet und Volksabstimmungen in den von Russland besetzten Gebieten sollen den Weg für einen Anschluss an Russland ebnen. Damit sich der Kreml die besetzten Gebiete künftig zu seinem Eigen macht und dort nichts mehr an die ukrainische Staatshoheit erinnert, vergibt das Land nun auch illegal neue Nummernschilder.
Das europäische Verkehrspolizei-Netzwerk "Roadpol" berichtet, dass private Fahrzeughalterinnen und -halter in besetzten Gebieten in der Ukraine russische Kennzeichen erhalten. Der Polizeiinspektor Floris De Vogel von der Antwerpener Polizei, welcher als internationaler Experte für Nummernschilder und Fahrzeugzulassungen gilt, fand dies heraus.
Betroffen sind demnach etwa die Volksrepublik Donezk und Lugansk, Russland führt die Praktiken seit August durch. Da die Europäische Union (EU) die von Russland besetzten ukrainischen Gebiete nicht als russisches Staatsgebiet anerkennt, seien diese Nummernschilder illegal und stellten "kein rechtmäßiges Mittel für die Zulassung von Fahrzeugen in der EU dar", so De Vogel.
Der Polizeiinspektor führt fort: "Da Russland diese Kennzeichen für ein Gebiet ausgibt, das international nicht als Teil Russlands anerkannt ist, aber immer noch als ukrainisches Territorium gilt, sind diese Kennzeichen für diese Region international nicht anerkannt." Er macht auf eine neue Herausforderung für die Polizei in den EU-Ländern aufmerksam: Die in den besetzten Gebieten ausgegebenen Nummernschilder sehen genauso aus wie jene, die in Russland ausgegeben werden. "Das macht es für die europäischen Polizeikräfte schwierig, diese speziellen Kennzeichen auf öffentlichen Straßen in Europa zu erkennen und zu identifizieren."
Russland: Zahlen auf Nummernschildern weisen auf Zulassungsort hin
Schaut man genauer hin, kann man die betroffenen Kennzeichen allerdings anhand ihrer Nummern identifizieren. Russische Kennzeichnen setzen sich nämlich aus mehreren Buchstaben in lateinischer Schrift sowie Zahlen zusammen. Der letzte Teil steht für die Region, in der das Fahrzeug zugelassen ist. Die Zahlen 77, 97, 99, 177, 197, 199 und 777 stehen beispielsweise für Moskau, 78, 98 und 178 für St. Petersburg.
Findet sich an letzter Stelle eines russischen Kennzeichens die 184, so steht dieses zum Beispiel für die seit Februar besetzte Region Cherson. Die 185 deutet wiederum auf die besetzte Region Saporischschja hin. Außerdem wurden bereits die Zahlen 181, 188 und 194 für ukrainische Gebiete reserviert, die der Kreml künftig einnehmen will.
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