Schule Wissenschaftler wollen dreigliedriges Schulsystem abschaffen

Wissenschaftler wollen dreigliedriges Schulsystem abschaffen – "Kinder schon mit vier in die Schule"

Hamburg - Eine neue Studie des Baseler Prognos-Instituts empfiehlt, das bisherige dreigliedrige Schulsystem abzuschaffen und schon vierjährige Kinder einzuschulen. Dieter Lenzen, Präsident der Freien Universität Berlin und Betreuer der Studie, sagte in einem Interview mit dem stern, das dreigliedrige System sei gescheitert. In Zukunft soll es daher keine Haupt- und Realschulen mehr, sondern nur noch die Sekundarschule und das Gymnasium geben. Auch sollten schon Vierjährige eingeschult werden. "Künftig werden Kinder früher zur Schule gehen, mit spätestens 17 ihr Abitur machen und mit 21 ihr Studium abschließen", sagte Lenzen dem stern.

Die Grundschule der Zukunft werde nach seiner Ansicht viel flexibler und eng verzahnt mit dem Kindergarten sein. So sollen fitte Vierjährige aus dem Kindergarten in einer Lerngruppe gemeinsam mit Grundschülern lesen und schreiben üben. "Entscheidend ist nicht mehr das Alter, sondern die individuelle Fähigkeit", so Lenzen. Er verwies auf das Beispiel Holland, wo schon Vierjährige lesen und schreiben lernen. Die Einschulung in Deutschland erfolge mit 6,5 bis 6,7 Jahren viel zu spät.

Die Studie fordert angesichts einer "dramatisch schrumpfenden Arbeitsbevölkerung", so Lenzen, einen kompletten Umbau des Bildungssystems. Noten sollen durch Leistungspunkte und inhaltliche Bewertungen ersetzt und das Sitzenbleiben abgeschafft werden. Der Lehrer der Zukunft werde ein "Lehrprofi auf höchstem Niveau, ohne Beamtenstatus" sein, der ganztags in der Schule anzutreffen sei. Und statt Schulferien solle es nur noch kürzeren "Schulurlaub" geben. "Wir werden alle sehr viel mehr arbeiten müssen", sagte Lenzen dem stern. "Das müssen auch die Kinder frühzeitig lernen."

Die Untersuchung "Bildung neu denken! Das Zukunftsprojekt" des Baseler Prognos-Instituts beschreibt das Bildungssystem im Jahr 2020 und wurde von der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft in Auftrag gegeben. Über 70 Experten aus Wissenschaft und Erziehungspraxis arbeiteten daran mit. Die Studie wird offiziell am 13. November um 15 Uhr im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin präsentiert.

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