Während die russische Armee den Krieg in der Ukraine fortsetzt und sich seinem Hauptziel Kiew weiter annähert, wächst die Sorge der westlichen Länder um Wolodymyr Selenskyj. Russland will den ukrainischen Präsidenten ausschalten und hat dafür offenbar eine Abschlussliste an prorussische Truppen ausgegeben.
Neben etwa 6000 Tschetchenen, die sich vermutlich an dem Krieg in der Ukraine beteiligen, geht man von 400 Söldnern der russischen Wagner-Gruppe in Kiew aus. Sie sollen Jagd nach mehr als 20 prominenten Personen machen. Trotz der zunehmenden Gefahr will Selenskyj nach wie vor in Kiew bleiben.
Indes sollen sich mehr als 70 britische Elitesoldaten der Spezialeinheit SAS mit 150 Soldaten der US-Spezialeinheit Navy SEALs auf einem abgelegenen Stützpunkt in Litauen getroffen haben, um die geheime Rettung von Selenskyj aus der Ukraine zu planen. Dabei sollen sie zusammen mit ukrainischen Elitesoldaten trainieren.
Sollte der ukrainische Präsident darum bitten, könnte eine riskante Nachtmission eingeleitet werden, die Selenskyj sowie dessen Familie und Minister sicher aus dem Land bringen soll.
Mehrere geheime Rettungspläne
Der britische "Express" will erfahren haben, dass mehrere Möglichkeiten einer geheimen Rettungsaktion durchgespielt werden. Jede davon sei mit hohen Risiken verbunden. Eine Flucht über die Straßen P04 und E95 wird demnach bald zu riskant sein. Eine Möglichkeit sei also die Rettung aus der Luft.
Auch die britische "The Sun" zitiert eine hochrangige britische Quelle, die demnach sagte: "Die wahrscheinlichste vernünftige Option wäre, Selenskyj aus Kiew zu verlegen, wo er abgeholt werden könnte. Wir haben Flugzeuge, aber die Entfernung ist kritisch." Zwischen Litauen und der Ukraine liegt Belarus, ein enger Verbündeter von Russland.
Die Quellen sollen bestätigt haben, dass unter anderem der Einsatz eines Chinook-Transporthubschraubers in Erwägung gezogen wird – flankiert von zwei Apache-Kampfhubschraubern mit ausgeschalteten Transpondern. Zwar sei die Motorensignatur des Chinook unverwechselbar, aber nach Ansicht von Pentagon-Analysten so ähnlich wie das des russischen Kampfhubschraubers KA-52 Kamov. Die Aktion könnte somit unbemerkt erfolgen.
Wahrscheinlicher wäre allerdings der Einsatz eines Kipprotor-Wandelflugzeugs oder sogar eines erbeuteten russischen Mi-8-Hubschraubers. Der CIA-Direktor William J. Burns soll bereits die Entsendung einer Sondereinsatztruppe von US-amerikanischen Mi-8-Hubschraubern nach Osteuropa genehmigt haben. Diese könnten bei einer geheimen Rettungsaktion in der Ukraine unterstützen. "Ihn (Selenskyj) an Ort und Stelle zu lassen, ist unvorstellbar", soll eine Sicherheitsquelle gesagt haben.
Der Westen bemüht sich um Sicherheit der ukrainischen Regierung
Ob der Rettungsplan der USA und Großbritannien tatsächlich existiert, ist unklar. Denn er lässt sich derzeit nicht nachprüfen, zumal er streng geheim wäre. Klar ist aber, dass sich die USA und ihre Verbündeten große Sorgen um Selenskyjs Existenz machen. Denn der ukrainische Präsident spielt eine wichtige Rolle im Widerstand der Ukrainer gegen die russische Armee. Es sei wichtig, dass dies so bleibe, sagten westliche Beamte. Selenskyj selbst besteht allerdings darauf, in Kiew zu bleiben. Er witzelte: "Ich brauche Munition, keine Mitfahrgelegenheit".
Zudem sollen amerikanische Beamte die ukrainische Führung dazu gedrängt haben, nicht für längere Zeit am selben Ort zu bleiben und sich an sichere Orte außerhalb von Kiew zu begeben. Demnach würden die USA und ihre Verbündeten es begrüßen, wenn die ukrainische Regierung im Falle einer Eroberung von Kiew einen sicheren Aufenthaltsort einrichten würden. Selenskyj könnte sich demnach in die Karpaten in der Westukraine zurückziehen.
Die westlichen Länder wollen, dass die Ukraine weiter eine Regierung hat, die rechtlich gewählt wurde und nicht von Russland gesteuert wird. Eine von Putin eingesetzte Regierung würden die USA, Großbritannien und die EU nicht anerkennen.
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Gedanken über Selenskyjs Nachfolge in der Ukraine
Außerdem habe es bereits Gedanken über einen möglichen Nachfolger gegeben, sollte Selenskyj von russischen Truppen getötet oder gefangen genommen werden. In einem solchen Fall würde der Sprecher oder Vorsitzende des Parlaments die Präsidentschaft in der Ukraine übernehmen. Die USA haben bereits vorgeschlagen, den derzeitigen Parlamentspräsidenten der Ukraine, Ruslan Stefantschuk, an einen anderen Ort zu bringen.
Denn für den Westen wäre es vermutlich leichter, eine von Moskau kontrollierte Regierung zu untergraben, wenn es einen rechtlich anerkannten Regierungsführer der Ukraine gibt. Auch militärische und finanzielle Unterstützung aus den westlichen Ländern wäre leichter umzusetzen. Außerdem wurde in den USA bereits der Eroberungsfall von Kiew durch die russische Armee diskutiert. Sollte es dazu kommen, plant die Regierung unter Joe Biden weitere Waffenlieferungen an die Ukraine.
Quellen: The New York Times, Express, The Sun