Die Zahl der Opfer des chinesischen Baby-Milch-Skandals liegt deutlich höher als bislang angenommen. Das Gesundheitsministerium in Peking teilte am Montagabend mit, die Kontamination des Milchpulvers mit der Chemikalie Melamin sei offenbar für den Tod von sechs Babys und die Erkrankung von 294.000 Säuglingen verantwortlich. Zuletzt war von drei Toten und rund 50.000 Erkrankten die Rede gewesen.
Vier Monate nach der Enthüllung des Milchskandals liegen den Angaben zufolge immer noch 861 Kleinkinder mit Nierenproblemen im Krankenhaus. Davon seien 154 in einem schlechten, aber stabilen Zustand.
Meist haben sich bei den Säuglingen durch das Milchpulver Nierensteine gebildet. Die Panscherei wurde in weiten Teilen der Milchindustrie in China betrieben. Mit dem Zusatz von Melamin in der Milch wurde ein hoher Proteingehalt und damit eine bessere Qualität vorgetäuscht.
Wie das Gesundheitsministerium berichtete, konnte der Tod von sechs Babys offiziell bestätigt werden. Unklar blieb jedoch, ob drei Todesfälle, über die bereits früher berichtet wurde, dabei mitgezählt wurden. Zwei der bestätigten Todesfälle wurden aus der Provinz Gansu berichtet, während jeweils einer aus den Provinzen Jiangxi, Zhejiang, Guizhou und Shaanxi gemeldet wurde. Mit Melamin, das in der Industrie als Bindemittel eingesetzt wird, ist in China auch Viehfutter künstlich "aufgebessert" worden. Die Chemikalie wurde dadurch bereits auch in Eiern und Eiprodukten gefunden.
Melamin in Salz aus China entdeckt
Unterdessen hat das baden-württembergische Verbraucherministerium in Hirschhornsalz aus China Melamin gefunden. Hirschhornsalz werde als Lebensmittelzusatzstoff für bestimmte Backwaren wie Lebkuchen verwendet, teilte das Ministerium am Dienstag in Stuttgart mit. Eine Gesundheitsgefahr bestehe nicht. Die Behörden starteten eine Rückrufaktion der betroffenen Ware aus China.
Laut Mitteilung wurden insgesamt 28 Proben zur Untersuchung entnommen, davon fünf aus Apotheken oder Reformhäusern, vier von Bäckern, 13 aus dem Großhandel und sechs aus dem Lebensmitteleinzelhandel. Bei sieben Proben aus fünf unterschiedlichen Chargen seien Melamingehalte festgestellt worden, die nicht den Reinheitsanforderungen nach dem Lebensmittelrecht entsprächen.