Seit 2020 Jahren sind 165 Millionen Menschen weltweit einem UN-Bericht zufolge zusätzlich unter die Armutsgrenze gerutscht. Als Grund nannte die UNO am Donnerstag die Corona-Pandemie, die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine und die hohen Lebenshaltungskosten.
In den vergangenen drei Jahren sei das täglich zur Verfügung stehende Geld für die Betroffenen unter die Schwelle von 3,65 Dollar (etwa 3,26 Euro) gesunken, teilte die UN-Entwicklungsagentur UNDP am Freitag mit. Der Studie zufolge werden bin Ende dieses Jahres 75 Millionen Menschen in extreme Armut abgleiten und mit weniger als 2,15 US-Dollar (rund 1,92 Euro) pro Tag auskommen müssen. Insgesamt leben gut 1,65 Milliarden Menschen unter dieser Grenze.
"Diese Zahl hätte sogar noch höher ausfallen können, wenn die Regierungen während der Corona-Krise nicht soziale Programme und Konjunkturpakete aufgelegt hätten", sagte UNDP-Chef Achim Steiner, der ranghöchste deutsche Vertreter bei den Vereinten Nationen. Vor allem für arme Länder sei diese Belastung aber oft nicht tragbar.
103 Millionen Geflüchtete weltweit – diese Länder nehmen die meisten auf

Ein Großteil der Menschen kommt aus dem Nachbarland Myanmar, wo die muslimische Minderheit der Rohingya seit Jahrzehnten verfolgt wird, besonders seit einer Offensive der myanmarischen Armee im August 2018. Bangladesch erkennt die Genfer Flüchtlingskonvention zwar nicht an, nimmt aber seit Jahrzehnten eine hohe Zahl an Geflüchteten auf. Diese haben allerdings keinen legalen Aufenthaltsstatus, was die Sicherheitslage für sie schwieriger macht. Bangladesch hat etwa 171 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner, Geflüchtete stellen einen Anteil von rund 0,55 Prozent.
Die Welt hat 82,5 Billionen Euro Schulden
Dies habe weitreichende soziale Folgen: "Eine Regierung, die keine Ärzte und Krankenschwestern mehr in Krankenhäusern beschäftigen kann, die keine Medikamente für ländliche Gesundheitszentren bereitstellen kann, untergräbt im Wesentlichen die soziale Infrastruktur des Landes", so Steiner weiter. Dies bedeute weniger medizinische Hilfe, weniger Bildung und keine sozialen Sicherheitsnetze, die Menschen entlasten könnten, wenn sie ihre Familie nicht mehr ernähren können .Länder, die in den vergangenen drei Jahren hingegen in Sicherheitsnetze investieren konnten, hätten ein Abgleiten in die Armut zahlreicher Menschen verhindert.
Bereits am Mittwoch hatten die Vereinten Nationen davor gewarnt, dass 52 Länder in der Welt in einer Schuldenfalle säßen, die sie ohne Hilfe kaum bewältigen können. Die öffentlichen Schulden seien weltweit 2022 auf den Rekordwert von 92 Billionen Dollar (rund 82,5 Billionen Euro) gestiegen. Das sei fünfmal so viel wie im Jahr 2000. Einen überproportional hohen Anteil daran trügen arme Länder. Gut 40 Prozent der Weltbevölkerung, 3,3 Milliarden Menschen, lebten in Ländern, in denen die Zinszahlungen auf Kredite die Ausgaben für Gesundheit oder Bildung übersteigen, heißt es darin.