Airbus-Absturz auf dem Sinai Auswertung der Black Box soll Anschlagsvermutung stützen

Daten des Flugschreibers deuten laut Ermittlerkreisen darauf hin, dass der Airbus 321 einem Anschlag zum Opfer fiel. Bis die Ursachen geklärt sind, werden russische Airlines auf Anweisung Putins keine Ziele in Ägypten mehr anfliegen.

Die Auswertung der Black Box des in Ägypten abgestürzten russischen Airbus stützt nach Angaben aus Ermittlerkreisen den Anschlagsverdacht. Die Daten des Flugdatenschreibers deuteten auf einen "brutalen, plötzlichen" Absturz des Airbus am vergangenen Samstag hin, sagte eine Quelle aus dem Umfeld der Ermittler am Freitag. "Alles ist normal, völlig normal, und plötzlich nichts mehr", berichtete die Quelle.

Unterdessen hat der russische Inlandsgeheimdienst FSB eine Suspendierung aller Flüge nach Ägypten empfohlen. Er halte es für "notwendig, die Flüge russischer Gesellschaften nach Ägypten auszusetzen, bis wir die wahren Gründe für die Geschehnisse herausgefunden haben", sagte FSB-Chef Alexander Bortnikow. Präsident Wladimir Putin ordnete daraufhin die Aussetzung aller Flüge nach Ägypten an. Das sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag in Moskau. Der Präsident habe die Regierung angewiesen, einen entsprechenden Vorschlag des Inlandsgeheimdienstes FSB umzusetzen. Sie solle den Rücktransport russischer Reisender aus Ägypten organisieren, sagte Peskow der Agentur Interfax zufolge. 

Eine russische Zeitung hatte indes berichtet, die Auswertung des Flugschreibers hätte nicht die erhofften Fortschritte gebracht. Ein namentlich nicht genannter Experte sagte dem "Kommersant", dass alle Flugzeugsysteme während des gesamten Fluges, der etwas mehr als 20 Minuten gedauert hat, intakt waren. Danach sei etwas geschehen, wonach es zu einem abrupten Stopp des Fixierens aller Parameter der Flugzeugsysteme kam.

Möglicherweise seien bei der Abtrennung des Hecks alle Kabel abgerissen worden, die die Black Box mit Sensoren verbinden.

Britische Flieger dürfen nicht in Scharm el Scheich landen

Fraglich sei, ob der Stimmenrekorder hilfreicher sein könne bei der Suche nach der Ursache des schwersten Unglücks in der Geschichte der russischen Luftfahrt, sagte der Experte. Falls das Flugzeug in wenigen Sekunden zerstört worden sei, hätten die Piloten vermutlich nicht reagieren können. Zudem sei der Stimmenrekorder am Absturzort auf der Sinai-Halbinsel beschädigt geborgen worden. Das Abhören könne daher länger dauern.

Die britische Regierung schließt nicht aus, dass an Bord der Maschine von Scharm el Scheich nach St. Petersburg eine Bombe war. Nach einem Stopp der Flüge sollen britische Fluggesellschaften am Freitag aber gestrandete Briten aus dem ägyptischen Badeort nach Hause holen.

Doch die ägyptischen Behörden lassen nach Angaben der Fluggesellschaft Easyjet derzeit keine britischen Flugzeuge zur Rückholung von Touristen in Scharm el Scheich landen. Landungen von Maschinen britischer Airlines in dem ägyptischen Badeort seien derzeit ausgesetzt, teilte Easyjet am Freitag mit. Dies bedeute, dass acht von zehn für Freitag geplanten Easyjet-Flügen ausfielen.

DPA · AFP
ivi

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