Ungarn gibt 240.000 Euro, Schweden 55 Millionen: Die Bereitschaft der europäischen Regierungen, mit finanziellem und personellem Engagement die Folgen der Katastrophe in Südasien zu lindern, sind unterschiedlich. Es kommen aber bereits gut 300 Millionen Euro zusammen. Das ergab eine internationale AP-Umfrage am Freitag. Deutschland bewegt sich mit bislang zugesagten 20 Millionen Euro im Mittelfeld. In zahlreichen Ländern wurden die offiziellen Bemühungen von kontroversen politischen Diskussionen begleitet.
Der Berliner Außenstaatssekretär Klaus Scharioth schloss eine Aufstockung der deutschen Soforthilfe am Freitag nicht aus. "Wir werden das nach Bedarf tun", sagte er. "Alles das, was sinnvoll ist, werden wir unterstützen." Die 20 Millionen Euro der Bundesregierung seien im Augenblick ausreichend. Wenn das nicht mehr der Fall sein sollte, würden sie aufgestockt.
Höchste Summe, schnellste Hilfe
Die Hilfe der italienischen Regierung beläuft sich bisher auf 3,5 Millionen Euro für Hilfsgüter und Notfallmaßnahmen. Regierungschef Silvio Berlusconi schlug in seiner Pressekonferenz zum Jahresende ein Treffen der G-8-Staaten vor, auf dem beraten werden solle, wie den betroffenen Nationen zu helfen sei. Er nahm für Italien in Anspruch, mit zwei Hilfsflügen am Abend des 26. Dezembers das erste Land gewesen zu sein, das Hilfe geleistet habe.
Schweden stellte nach Angaben des Stockholmer Außenministeriums umgerechnet 55,5 Millionen Euro bereit. Das meiste solle an die Organisationen der Vereinten Nationen und das Rote Kreuz gegeben werden. Norwegen reagierte auf den Hilfsappell der Vereinten Nationen mit insgesamt 12,2 Millionen Euro. Die finnische Regierung hat bisher rund 2,5 Millionen bereitgestellt. In Dänemark gab Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen am Freitag bekannt, die Hilfe seiner Regierung werde von den bisher angekündigten 13 Millionen auf 40,3 Millionen Euro aufgestockt. Das autonome dänische Gebiet Grönland will mit 148.000 Euro helfen.
Frankreich steht mit 41,3 Millionen Euro ebenfalls ganz oben in der Liste. Ministerpräsident Jean-Pierre Raffarin bezeichnete Frankreich am Donnerstag als das führende Geberland, kurz bevor Großbritannien seine Summe auf 50 Millionen erhöhte. Jeweils die Hälfte der französischen Summe ist für Notfallmaßnahmen und für Seuchenvorbeugung gedacht.
Spanien stellte 50 Millionen Euro bereit, davon 20 Prozent in Form von Anleihen. In der Öffentlichkeit ist die Katastrophe kaum ein Thema, da die Autonomiepläne für das Baskenland die politische Diskussion dominieren. Portugal hat mit acht Millionen Euro eine relativ hohe Summe bereitgestellt.
23 Millionen kommen von der Kommission
Der belgische Ministerpräsident Guy Verhofstadt brach seinen Weihnachtsurlaub ab, um mit dem ebenfalls vorzeitig zurückgekehrten König Albert II. Hilfsmöglichkeiten zu beraten. Die Hilfen belaufen sich zurzeit auf zwei Millionen Euro. In Luxemburg sprach Ministerpräsident Jean Claude Juncker mit seinem holländischen Kollegen Jan Peter Balkenende über gemeinsame Anstrengungen der EU zur Asien-Hilfe. Balkenende übergibt zum Jahreswechsel die EU-Präsidentschaft an Juncker. Bisher hat die Kommission 33 Millionen Euro Soforthilfe bereitgestellt.
Die Regierungshilfe aus den Niederlanden beläuft sich bislang auf 27 Millionen Euro. Balkenende trat bis Donnerstag nicht öffentlich auf und zog sich dafür heftige Kritik zu, insbesondere nachdem die Zahl niederländischer Todesopfer stieg und zwischen fünf und neun schwankte.
Seinen Urlaub brach auch der griechische Ministerpräsidenten Kostas Karamanlis ab, um sich persönlich um Reaktionen auf die Katastrophe zu kümmern. Ein Krisenstab und Hotlines wurden eingerichtet und 300.000 Euro für Hilfsflüge bewilligt. Karamanlis wurde in der griechischen Öffentlichkeit allgemein für seine schnelle Reaktion gelobt.
Während rund 300 griechische Staatsbürger vermisst werden, ist die Zahl der vermissten Ungarn von zuerst 35 auf etwa 20 verringert worden. Deshalb gibt es auch in Budapest keine politische Debatte über die Reaktion der Regierung. Sie stellte 240.000 Euro für medizinische Hilfe und Nahrungsmittellieferungen bereit.
Die tschechische Regierung will mit 329.000 Euro helfen. Der Vizeaußenminister Pavel Svoboda sagte am Freitag, nächste Woche solle die Summe aufgestockt werden. Ministerpräsident Stanislav Gross unterbrach am Donnerstag seinen Skiurlaub, um eine Krisenstabsitzung zu leiten. Er erklärte anschließend, seine Gegenwart sei nicht weiter nötig, und deshalb plane er, Neujahr in den Bergen zu feiern.
Bund und Länder Österreichs haben nach Angaben von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel insgesamt zwei Millionen Euro Hilfe zur Verfügung gestellt. Wie die deutsche Bundesregierung forderte auch er die Bürger auf, statt Böller und Raketen in der Neujahrsnacht ein "Feuerwerk der Humanität" mit Spenden für die Katastrophenopfer abzufeuern.