Die internationale Gemeinschaft hat ihre Hilfszusagen für die Flutopfer in Pakistan deutlich aufgestockt. Die Bundesregierung erhöhte ihre Hilfe am Donnerstag um weitere zehn auf insgesamt 25 Millionen Euro, wie Außenminister Guido Westerwelle in Berlin bekanntgab. Auch Saudi-Arabien und die USA versprachen mehr Geld, Japan will Hubschrauber in das Katastrophengebiet schicken. Das Kinderhilfswerk UNICEF hält unterdessen eine monatelange Hilfe und viel mehr Geld für erforderlich.
Die Flut betrifft etwa 20 Millionen Menschen auf rund einem Fünftel der Staatsfläche Pakistans. Die Regierung, bereits durch den Kampf gegen die Taliban und Al-Kaida herausgefordert, steht vor einer fast unlösbaren Aufgabe. Seuchen breiten sich aus und das Vertrauen der Opfer in die Staatsführung ist wegen der chaotischen Lage schwer erschüttert.
Die UN hatten sich zunächst über die schleppend anlaufende internationale Hilfe beschwert und damit wohl zu der Aufstockung der Zusagen beigetragen. Saudi-Arabien versprach am Donnerstag nach Angaben der amtlichen saudiarabischen Nachrichtenagentur 80 Millionen Dollar (62 Millionen Euro). Das Königreich baut seit Jahren seinen Einfluss in Pakistan aus, die Ausbreitung der besonders strengen saudiarabischen Auslegung des Islam ist dabei nicht unumstritten.
Der US-Senator und ehemalige Präsidentschaftskandidat John Kerry sagte bei einem Besuch in der Krisenregion, sein Land stelle insgesamt Hilfe im Wert von 150 Millionen Dollar bereit. Darunter sind 90 Millionen Dollar an Finanzmitteln und 18 Hubschrauber für Hilfseinsätze im Krisengebiet.
Das Ausmaß der Überschwemmungen sei weitaus größer als ursprünglich angenommen, sagte Westerwelle und appellierte an die Spendenbereitschaft der Deutschen. "Mit Ihrer Spende können Sie entscheidend dazu beitragen, die Not der Menschen in Pakistan zu lindern." Der pakistanische Außenminister Mahmood Qureshi bedankte sich in einem Telefongespräch bei Westerwelle und sagte, Pakistan sei angesichts des Ausmaßes der Schäden dringend auf internationale Hilfe angewiesen.
Die Bundesregierung will sich ein direktes Bild von der Lage in Pakistan machen und schickt dazu am (heutigen) Donnerstag ihren Beauftragten für Humanitäre Hilfe, Markus Löning, für drei Tage in die Hochwassergebiete. Zudem nimmt Staatsminister Werner Hoyer an einer UN-Sondersitzung in New York teil. Deutschland hat mittlerweile insgesamt an die 60 Millionen Euro für die Flutopfer in Pakistan auf den Weg gebracht.
Die Asiatische Entwicklungsbank sagte, zwei Milliarden Dollar an bereits eingeplanten Krediten umleiten und für den Wiederaufbau bereitstellen. "Wir müssen jede Straße und jede Brücke wieder in den Zustand versetzen, in dem sie sein sollten."
UNICEF verlangte mehr Geld für die dringendsten Aufgaben im Katastrophengebiet. Es werde Monate dauern, um mit den schlimmsten Folgen der Überschwemmungen fertig zu werden, sagte der Regionaldirektor des Kinderhilfswerks in Südasien, Daniel Toole. Einige Teile des Landes könnten auch nach Rückgang des Hochwassers überschwemmt bleiben. Dies könne das Risiko von Malaria, Cholera und Durchfallkrankheiten erhöhen. Die ursprüngliche Bitte um 47 Millionen Dollar wolle UNICEF wegen der drastisch höheren Erfordernisse verfünffachen.