Dauerregen und Hochwasser haben die Schifffahrt auf dem Rhein zwischen Iffezheim und dem pfälzischen Germersheim lahmgelegt. Der Pegelstand bei Karlsruhe überschritt am späten Donnerstagabend die Marke von 7,50 Meter und löste damit ein Fahrverbot für den betroffenen Abschnitt aus. Das Wasser werde noch weiter steigen, sagte ein Polizeisprecher. Hochwasser-Experten erwarten den Scheitelpunkt am Freitagmittag bei etwa 8,35 Meter - etwas niedriger als zunächst befürchtet.
Auch in Hamburg, Schleswig- Holstein, Berlin, Sachsen und Thüringen strömte der Regen in gewaltigen Mengen vom Himmel. Blitze setzten Häuser in Brand. In den kommenden Tagen soll es nach Prognosen der Meteorologen in vielen Regionen weiter regnen.
Die Rekordmarken von 1999 mit Pegelständen von mehr als 8,80 Metern würden nicht erreicht werden, sagte ein Sprecher des Krisenstabs in Karlsruhe. Am Freitag und Samstag soll die Hochwasserwelle auch nach Speyer und Mannheim schwappen. Rheinabwärts bei Köln werde die Welle aber kaum noch zu spüren sein. Im Süden Baden-Württembergs entspannte sich die Hochwasserlage in der Nacht zu Freitag merklich.
Zwei Menschen ums Leben gekommen
Bei den heftigen Unwettern in Nordrhein-Westfalen sind am Donnerstag zwei Menschen ums Leben gekommen. In Arnsberg im Sauerland ertrank ein Mann im Keller seinen Hauses. Wie die Polizei berichtete, wollte der 61- Jährige wegen der anhaltenden Regenfälle in seinem Keller nach dem Rechten sehen und wurde von einströmendem Wasser überrascht. Er konnte nur noch tot geborgen werden. In Mönchengladbach starb ein Mann vermutlich an einem Stromschlag bei dem Versuch, seinen voll gelaufenen Keller mit einer elektrischen Pumpe zu leeren.
In Hagen überfluteten Wasser und Geröll einen Abschnitt der Bundesstraße 54. Ein kleiner Bach war durch den Regen angeschwollen und über die Ufer getreten, sagte ein Polizeisprecher. Wasser, Geröll und Schlamm ergossen sich auf die Fahrbahn. In und um Paderborn liefen dutzende Keller voll, Straßen standen unter Wasser. "Es könnten um die 150 Keller aufwärts vollgelaufen sein, aber wir zählen noch", sagte ein Polizeisprecher.
Am Donnerstag hatten sintflutartige Regenfälle in Süddeutschland und der Schweiz für schwere Schäden und Überschwemmungen gesorgt. Straßen und Bahnstrecken wurden überflutet, Campingplätze standen unter Wasser, unzählige Keller liefen voll. Bereits in der Nacht hatten die Behörden in mehreren Schweizer Kantonen Hochwasseralarm gegeben. In der Nacht zum Freitag entspannte sich auch in der Schweiz die Lage.
Massive Zunahme der Hochwasser-Gefahr
Das Bundesumweltministerium rechnet mittelfristig mit einer weiteren massiven Zunahme der Hochwasser-Gefahr in Deutschland. Das Hochwasser-Risiko werde sich in absehbarer Zukunft verzehnfachen, sagte der Parlamentarische Staatssekretär Michael Müller der "Rheinischen Post". "Schon in wenigen Jahrzehnten müssen wir durch den Klimawandel davon ausgehen, dass es im Winter etwa 40 Prozent mehr Regenmenge, aber immer weniger Schnee- und Eis-Speicherung gibt, so dass sich die Abflüsse enorm beschleunigen", sagte der SPD-Politiker. Seit der Jahrhundert-Flut an der Elbe vor fünf Jahren hätten die Länder viel zuwenig für den Hochwasserschutz getan.