Hätten die Bewohner der vom Hochwasser betroffenen Gebiete gewarnt werden können? Ja, sagt Hannah Cloke, Professorin für Hydrologie an der britischen Universität Reading und eine der Entwicklerinnen des Europäischen Hochwasser-Warnsystems (Efas) der "Sunday Times". Demnach hätten Satelliten erste Zeichen der drohenden Hochwasser-Katastrophe neun Tage zuvor erfasst.
Vier Tage vor den Fluten habe Efas die Regierungen der Bundesrepublik und Belgiens vor Hochwasser an Rhein und Maas gewarnt. 24 Stunden vor der Katastrophe sei den deutschen Stellen nahezu exakt vorhergesagt worden, welche Gebiete vom Hochwasser betroffen sein würden, darunter etwa der Kreis Ahrweiler, wo mindestens 117 Menschen in den Fluten umgekommen sind.
Hochwasser-Warnungen haben Menschen nicht erreicht
Dass viele Menschen trotzdem von den Wassermassen überrascht wurden, nennt Cloke in der "Sunday Times" ein "monumentales Systemversagen". Die Tatsache, dass Menschen nicht evakuiert worden seien oder die Warnungen nicht erhalten hätten, lege nahe, dass etwas schiefgegangen sei. "Irgendwo ist diese Warnkette dann gebrochen, sodass die Meldungen nicht bei den Menschen angekommen sind," sagte Cloke "ZDF heute".
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Laut "Bild" räumt das Innenministerium Nordrhein-Westfalen ein, dass sich die "amtlichen Warnungen vor extremem Unwetter" am Montag um 10.28 Uhr "konkretisierten". Die konkreten Vorbereitungen lägen jedoch im Ermessen der Kreise und kreisfreien Städte.

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"Aufarbeitung ist jetzt nicht zielführend"
Die Stadt Sinzig etwa hat am Mittwoch um 23.09 Uhr unter anderem via Facebook die Anwohner*innen der Ahr aufgefordert, ihre Wohnungen zu verlassen, wenn sie bis zu 50 Meter vom Fluss entfernt wohnen.
Laut "ZDF heute" hat die Kreisverwaltung Ahrweiler am Samstagabend mitgeteilt, dass "das Ausmaß der Lage die bisherigen Pegelstände und das mit der Situation einhergehende menschliche Leid und die sachlichen Verluste um ein Vielfaches überschritten" habe. Im Anschluss an die Bewältigung werde eine umfassende Aufarbeitung der Lage erfolgen. "Eine Aufarbeitung zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht zielführend."
Quellen: "Sunday Times" (Bezahlinhalt), "Tagesspiegel", "ZDF", "Bild.de".