Sturmtief "Ylenia" hat in der Nacht zum Teil orkanartige Böen und eine Sturmflut nach Deutschland gebracht. Die Feuerwehren und Polizeileitstellen berichteten am frühen Donnerstagmorgen vielerorts von zahlreichen Einsätzen, größere Schäden blieben vorerst aber aus. In Berlin rief die Feuerwehr dennoch den Ausnahmezustand aus.
Von massiven Einschränkungen sind auch Bahnreisende sowie der Flugverkehr betroffen. In weiten Teilen Deutschlands sei der Betrieb stark eingeschränkt, sagte ein Bahn-Sprecher am Donnerstagmorgen. In einigen Bundesländern wurde der Fernverkehr komplett eingestellt. Am Flughafen in Frankfurt sind nach Betreiberangaben Verbindungen nach Berlin, München und Hamburg betroffen. Auch am Flughafen Hamburg fallen rund ein Dutzend Flüge aus.
Sturmflut im Norden – Schulausfall in NRW
In der Hansestadt wurde am Morgen der Fischmarkt erneut überflutet. "Am Pegel St. Pauli wurde gegen 5 Uhr ein Wert von 1,98 Meter über dem mittleren Hochwasser (MHW) gemessen", sagte ein Sprecher des Sturmflutwarndienstes des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg. An der Nordseeküste spricht das BSH ab 1,5 Meter über MHW von einer Sturmflut.
An der schleswig-holsteinischen Nordseeküste gab es in einigen Orten eine Sturmflut – in Husum etwa wurde ein Pegelstand von 1,64 Meter über dem mittleren Hochwasser gemessen. An vielen anderen Pegeln blieben die Wasserstände allerdings unter dem Wert einer Sturmflut. Auch für das Mittags- beziehungsweise Nachmittagshochwasser am Donnerstag warnte das BSH vor erhöhten Wasserständen.
Auch in NRW hinterließ der Sturm Spuren. In Kleve am Niederrhein wurde das Zelt einer Corona-Teststation zerstört. In Wuppertal stürzte in der Nacht ein etwa 40 Meter hoher Baum auf die Schienen der Schwebebahn. Die Feuerwehr habe den Baum zersägt und weggeräumt, sagte ein Sprecher. In dem gesamten Bundesland wurde für Donnerstag außerdem der Schulunterricht abgesagt. Auch in mehreren Regionen Niedersachsens oder etwa Bayerns dürfen Schülerinnen und Schüler wegen der Wetter-Gefahren zu Hause bleiben.
Nach Sturm "Ylenia" kommt Orkan "Zeynep"
Besonders stürmisch war es in der Nacht auf dem exponiert liegenden Brocken im Harz. Dort wurden in der Nacht in der Spitze Windgeschwindigkeiten von bis zu 156 Stundenkilometern gemessen worden. Der Wert sei kurz nach Mitternacht aufgezeichnet worden, sagte ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Er wies darauf hin, dass die Zahlen noch vorläufig seien und noch um einige Stundenkilometer korrigiert werden könnten.
Ab Donnerstagnachmittag lässt der Wind von Tief "Ylenia" laut DWD zwar langsam nach. Die Verschnaufpause dürfte jedoch nur kurz sein. Bereits für Freitagmittag wird das nächste Orkantief – "Zeynep" genannt – von den Britischen Inseln kommend erwartet. Laut DWD wird wahrscheinlich wieder vor allem die nördliche Hälfte betroffen sein. Doch die Prognosen seien hierbei nicht ganz sicher: "Die Modelle haben da immer noch sehr unterschiedliche Simulationen", sagte der Pressesprecher und Meteorologe Andreas Friedrich am Mittwoch. Die Wetterlage sei sehr dynamisch.