Braunbär "Bruno" ist seinen Verfolger erneut entwischt. Nach Informationen des Bayerischen Rundfunks (BR) hatten die finnischen Bärenjäger das Tier am Mittwoch am Rande einer Klamm in der Nähe des Achensees in Tirol aufgespürt und mit ihren Hunden gestellt. Bei dem Team war auch ein Tierarzt mit Betäubungsgewehr. "Bruno" sei jedoch entkommen. Erst vergangenes Wochenende war der Bär nur knapp im Dunkeln davon gekommen, als ihn einer der finnischen Suchhunde nahe Lenggries in Oberbayern erstmals gestellt hatte.
In der vorangangenen Nacht war "Bruno" unter großem Lärm durch einen Ortsteil des am See gelegenen Maurach gerannt. Ein Anwohner habe "Bruno" deutlich gesehen, da dieser den Lichtmelder des Hauses aktiviert habe, hieß es. Bayern hat den Jägern inzwischen eine Abschussgenehmigung erteilt, falls die Betäubung fehlschlägt.
Der Bär soll dann erlegt werden, kündigte Umweltminister Werner Schnappauf (CSU) am Mittwoch in einem DPA-Gespräch an. "Das erste Stellen des Bären soll von Erfolg gekrönt sein." Priorität sei weiter, das Tier zu betäuben, sagte Schnappauf. Das Risiko, dass Menschen zu Tode kommen, sei in den vergangenen Tagen für jedermann offenkundig geworden, betonte der Minister. "Bayern setzt alles daran, den Bären schnellstmöglich aus der freien Wildbahn zu entfernen." "Bruno" war zuvor mitten durch die oberbayerischen Ferienorte Kochel und Kreuth gelaufen.
Siedlungen werden atraktiv
"Das Unfallrisiko steigt mit jedem Auftritt des Bären, weil er merkt, dass er in den Siedlungsräumen Honig bekommt, Hühner, Schafe und Ziegen - die Schlachtplatte ist angerichtet", sagte Schnappauf. Für die Suche nach "Bruno" stehe auch ein Polizeihubschrauber mit Wärmebildkamera bereit. Der Einsatz sei aber nur sinnvoll, wenn es eine konkrete Spur gebe. Der Bär lege große Strecken zurück, so dass andernfalls hunderte Quadratkilometer abgesucht werden müssten. Den Vorschlag eines Tiertrainers, den erst zwei Jahre alten "Bruno" mit einer Bärin zu locken, lehnte das Ministerium als zwecklos ab. Der Bär sei noch nicht geschlechtsreif.
Nach dem Wochenende wird neu geplant
Die fünf Finnen und ein Wiener Tierarzt mit Narkosegewehr jagen dem Bären aus dem italienischen Trentino seit eineinhalb Wochen hinterher. Ihr Vertrag läuft noch bis zum Wochenende. Ein Teil des finnischen Teams wird an diesem Freitag abreisen. Zwei Bärenjäger mit drei Hunden werden noch bis zum Montag bleiben. Sollte "Bruno" bis dahin nicht gefangen oder getötet sein, werde die allgemeine Abschussgenehmigung in Bayern wieder in Kraft gesetzt, sagte Schnappauf. Einzelheiten dazu würden erarbeitet.
Sehr geländegängiger Bär
Nach Angaben von Ministeriumssprecher Roland Eichhorn erschwert auch das hochalpine Gelände die Verfolgung. Die Hunde hätten teils in 50 Grad steilem, von Geröll übersätem Gebiet die Spur des Bären gesucht. Der Bär mit dem offiziellen Namen "JJ1" habe sich als "sehr geländegängig" erwiesen. Ein Schneefeld, für das ein Wanderer zweieinhalb Stunden brauche, habe der Bär, von seinen Verfolgern per Fernrohr beobachtet, in einer halben Stunde überquert.
Die Umweltstiftung WWF wertete die Einwanderung von "Bruno" als Beweis für den Erfolg der Umwelt- und Artenschützer. Auch die Zuwanderung von Wölfen und Luchsen zeige, dass große Raubtiere hier zu Lande wieder eine Chance hätten, sagte Peter Prokosch, Geschäftsführer von WWF Deutschland, in Frankfurt. "Bruno" werde sicher nicht der einzige Braunbär in der Region bleiben. "Wir werden noch einige Überraschungen erleben." Deutschland könne ein Beispiel dafür geben, dass ein harmonisches Zusammenleben auch in einem hoch besiedelten Land möglich sei. Allerdings müsse die Bevölkerung gut vorbereitet werden.