In der Affäre um Aussagen von Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) zum Atom-Moratorium hat der SPD-Innenpolitiker Sebastian Edathy den Rücktritt des Ministers gefordert. Die Rücktrittserklärung des Hauptgeschäftsführers des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Werner Schnappauf, lege nahe, dass Brüderle den Bundestag belogen habe, sagte Edathy der "Mitteldeutschen Zeitung". "Mit der Rücktrittserklärung wird die Richtigkeit des Protokolls bestätigt. Somit hätte Herr Brüderle das Parlament belogen, als er erklärte, er sei falsch wiedergegeben worden." Sollte das Protokoll Brüderle zutreffend wiedergegeben haben, müsse dieser "umgehend zurücktreten", sagte Edathy.
Brüderle soll am 14. März - dem Tag, als Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) das Atommoratorium verkündete - auf einer Vorstands- und Präsidiumssitzung des BDI die vorübergehende Abschaltung älterer Atomkraftwerke mit dem Wahlkampf in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz begründet haben. Dies berichtete die "Süddeutsche Zeitung" am Donnerstag unter Berufung auf das Sitzungsprotokoll des BDI. Der Verband wies die Angaben im Protokoll daraufhin als fehlerhaft zurück. Brüderle selbst hatte lediglich auf die Korrektur des BDI verwiesen.
Am Freitag erklärte dann Schnappauf seinen Rücktritt. Er übernehme die "politische Verantwortung" für die Folgen "einer Indiskretion", erklärte er, ohne aber zu erklären, Brüderle sei falsch wiedergegeben worden.