Meeresforschung Krill mischt Ozeane auf

Schwärme von Krill rühren bei ihren Wanderungen durch die Ozeane das Wasser um und verteilen Nährstoffe. Die winzigen Krebstierchen leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Fruchtbarkeit der Meere.

Krill verstärkt auf seiner nächtlichen Wanderung an die Meeresoberfläche die Wasserbewegung um das 10.000-Fache. Das haben kanadische Forscher bei Messungen der Turbulenzen in einer Bucht an der Küste von British Columbia herausgefunden. Biologisch erzeugte Wasserbewegungen könnten für die Verteilung von Nährstoffen und den Gasaustausch der Ozeane sehr wichtig sein, vermuten die Wissenschaftler. Über ihre Ergebnisse berichten Eric Kunze von der Universität von Victoria und seine Kollegen in der Fachzeitschrift "Science".

Aufstieg in der Abenddämmerung

Die großen Schwärme werden von garnelenartigen Krebstieren gebildet, die sich von im Wasser treibenden Kleinlebewesen ernähren, dem so genannten Plankton. Die von den Forschern beobachtete Art erreicht eine Länge von zwei Zentimetern. Den Tag verbringen die Krebschen in Meerestiefen von rund 100 Metern, um sich vor Feinden zu verbergen. Erst in der Abenddämmerung steigen sie auf, um im Schutz der Dunkelheit nahe der Wasseroberfläche Plankton zu fressen.

Um die Turbulenzen zu erfassen, die der Krill auf seiner Wanderung verursacht, positionierten die Wissenschaftler ihre Messinstrumente in einer mittleren Wasserschicht, die von den Schwärmen durchquert werden muss. Etwa 15 Minuten lang erhöhte sich die Wasserbewegung beim Durchzug der Krebschen um das 10.000-Fache, stellten die Forscher fest. Nach ihren Berechnungen erhöht diese Wasserbewegung die tägliche Umwälzung im untersuchten Gebiet um den Faktor 100.

Der Wind ist nicht allein verantwortlich

Die Umschichtung des nährstoffreichen Tiefenwassers zu den kleinen Algen an der Wasseroberfläche ist ein wichtiger Faktor für die Fruchtbarkeit der Meere. Da die vertikale Wanderung unterschiedlicher Meerestiere weit verbreitet ist, könnte die biologisch erzeugte Durchmischung ein grundlegender Bestandteil der Ökosysteme der Ozeane sein, sagen die Forscher.

Bisher hatten sich Untersuchungen zur Mischung von Meerwasser auf physikalische Ursachen wie beispielsweise den Wind konzentriert. Da die Schwärme für ihren Zug zur Meeresoberfläche nur kurze Zeit benötigen, hätten Forscher diesen Beitrag zur Durchmischung bisher kaum beachtet, schreiben die Wissenschaftler.

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