Nach der Stichwahl "Ein starkes Bekenntnis zu Europa": So reagieren Politiker in Frankreich und Europa auf das Wahlergebnis

Emmanuel Macron erneut zum französischen Präsidenten gewählt
Emmanuel Macron begrüßt eine Wahlhelferin in einem Wahllokal. Das Händeschütteln dürfte nach der Wahl weitergehen
© Gonzalo Fuentes / Pool Reuters / AP / DPA
Emmanual Macron hat die Stichwahl in Frankreich gewonnen. EU-Vertreter jubeln, Frankreich ist gespalten. Das sind die ersten Reaktionen aus der Politik.

Kurz nach der Wahl regnet es bereits zahlreiche Reaktionen und Gratulationen auf den neuen alten französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Sein Herausforderer, der französische Linkspopulist Jean-Luc Mélenchon hat die Wahlniederlage der Rechtspopulistin Marine Le Pen als eine "gute Nachricht für die Einheit unseres Landes" bezeichnet. Gleichzeitig bekräftigte er, "Macron ist der Präsident mit dem schlechtesten Ergebnis der fünften Republik". Mélenchon war in der ersten Runde mit 22 Prozent auf den dritten Platz gekommen und hofft nun auf das Amt als Premierminister.

Die bei der französischen Präsidentschaftswahl unterlegene Rechtsnationalistin Marine Le Pen hält ihr Ergebnis dennoch für einen Erfolg. "Das Ergebnis selbst stellt einen strahlenden Sieg dar", sagte Le Pen in Paris. Laut den Sendern France 2 und TF1 kam Macron Hochrechnungen zufolge auf etwa 58 bis 58,2 Prozent der Stimmen, Le Pen auf 41,8 bis 42 Prozent.

"Wir sind entschiedener denn je, die Franzosen zu verteidigen", betonte Le Pen. "Dieses Ergebnis ist ein Zeugnis für das große Misstrauen des französischen Volkes ihnen gegenüber", sagte sie mit Blick auf die Regierenden in Frankreich und der Europäischen Union. Ihre Partei werde eine Opposition bilden, um die Franzosen weiter zu verteidigen gegen die Einwanderung, die Unsicherheit und ein Anheben des Rentenalters. "Ich werde mein Engagement für Frankreich und die Franzosen fortführen mit der Energie, der Beharrlichkeit und der Zuneigung, die Sie von mir kennen", sagte Le Pen.

Erleichterung in Deutschland – nur die AfD gratuliert Le Pen

Die deutsche Politik hat mit großer Erleichterung auf die Wiederwahl von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron reagiert. Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Wiederwahl des französischen Präsidenten Emmanuel Macron als Bekenntnis zu Europa gewürdigt. "Félicitations, herzliche Glückwünsche, lieber Präsident @EmmanuelMacron", gratulierte der SPD-Politiker auf Twitter. "Deine Wählerinnen und Wähler haben heute auch ein starkes Bekenntnis zu Europa gesendet. Ich freue mich, dass wir unsere gute Zusammenarbeit fortsetzen!"

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Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) nannte den Sieg Macrons gegen die Rechtspopulistin Marine Le Pen in der Stichwahl eine "gute Nachricht für Europa und für die Fortsetzung der Deutsch-Französischen Freundschaft". Der SPD-Parteivorstand erklärte, Frankreich habe eine Wahl getroffen "für Europa und für den Zusammenhalt".

"Diese Wahl war eine Richtungswahl. Es ging um grundsätzliche Wertefragen", schrieb Bundesfinanzminister und FDP-Chef Christian Lindner auf Twitter. Mit Macrons Sieg sei "das vereinte Europa die größte Gewinnerin dieser Wahl".

Auch Grünen-Chef Omid Nouripour sah "eine gute Nachricht" für Europa und die deutsch-französische Partnerschaft. CDU-Chef Friedrich Merz gratulierte gleichfalls umgehend Macron. Auch Europa habe "heute gewonnen", schrieb er auf Twitter. "Jetzt ist ein neuer Anlauf für deutsch-französische Zusammenarbeit möglich und nötig!"

Die AfD gratulierte dagegen der unterlegenen Le Pen. Parteichef Tino Chrupalla sagte nach der Veröffentlichung der Hochrechnung: "Ich gratuliere unserer Partnerin Marine Le Pen zu ihrem starken Ergebnis." Macron habe nur einen "Scheinsieg errungen". Ungarns Regierungschef "Victor Orban und Marine Le Pen stoßen in ihren Ländern auf enorme Zustimmung". "Gemeinsam werden wir den Kontinent Europa verändern", fügte er hinzu. Chrupalla hatte die Franzosen drei Tage vor der Wahl aufgerufen, ihre Stimme Marine Le Pen zu geben.

Erleichterung in der EU

EU-Ratspräsident Charles Michel kommentierte Macrons Sieg per Twitter: "In diesen stürmischen Zeiten brauchen wir ein starkes Europa und ein Frankreich, das sich voll und ganz für eine souveränere und strategischere Europäische Union einsetzt." Die EU könne nun fünf weitere Jahre auf Frankreich zählen. 

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Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Europaparlaments-Präsidentin Roberta Metsola gratulierten Macron auf Twitter. Von der Leyen betonte, sie freue sich auf die Fortsetzung der "ausgezeichneten Zusammenarbeit" mit Macron. "Gemeinsam werden wir Frankreich und Europa voranbringen", betonte sie.

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Europaparlaments-Präsidentin Metsola betonte unter Anspielung auf den Ukraine-Krieg, die Kooperation mit Frankreich sei wichtig, "um den Herausforderungen einer zunehmend unsicheren und beunruhigenden Welt zu begegnen". Frankreich hat in diesem Halbjahr den rotierenden EU-Ratsvorsitz inne.

Überraschende Töne aus Großbritannien

Der italienische Regierungschef Mario Draghi sprach am Sonntagabend von einer "wunderbaren Nachricht für ganz Europa". Belgiens Regierungschef Alexander De Croo sieht in dem Wahlsieg von Emmanuel Macron gegen Marine Le Pen auch ein Zeichen im Kampf gegen Extremismus. Die Franzosen hätten sich am Sonntag nicht nur für ein starkes Land in einem starken Europa entschieden, schrieb der Belgier auf Twitter. Frankreich habe auch auf demokratische Werte und die Werte der Aufklärung gesetzt.

Und auch Großbritanniens Premier Boris Johnson gratulierte Macron und bezeichnete Frankreich überraschend als "engsten und wichtigsten Verbündeten". Üblicherweise werden von der konservativen Regierung in London gegenüber Paris deutlich kritischere Töne angeschlagen. Zwischen beiden Ländern schwelt eine uralte Rivalität sowie ein schon lange andauernde Streit über Fischereilizenzen und die Frage, wie illegale Migration über den Ärmelkanal bekämpft werden kann. Außerdem galt Macron in den Brexit-Verhandlungen aus britischer Sicht als Hardliner, der den Briten ihren Austritt so unangenehm wie möglich machen wollte.

DPA · AFP
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