Afrika-Besuch Fünf Milliarden Dollar im Gepäck

George W. Bush, der nach Carter und Clinton erst der dritte US-Präsident ist, der Afrika einen Besuch abstattet, will die positiven Entwicklungen würdigen. Aus Sicht der Afrikaner verfolgt er jedoch nur einen Zweck: das Image der USA in Afrika aufzupolieren.

Hoffnungen und Wünsche, aber auch Proteste und offene Ablehnung erwarten US-Präsident George W. Bush, wenn er am 7. Juli zu seinem ersten offiziellen Afrika-Besuch in Dakar (Senegal) eintrifft. Seine sechstägige Reise auch nach Südafrika, Botswana, Uganda und Nigeria gilt dem Kampf gegen Terror und den Wirtschaftsinteressen.

Amerikanische Experten sehen in dem Bush-Trip bereits den Anbruch einer neuen Ära intensiven US-Engagements in Afrika - nicht nur aus uneigennützigen Gründen. "Dieses Land hat wichtige und langfristige Sicherheits- und Wirtschaftsinteressen in Afrika", sagt die Afrika-Expertin der Washingtoner Denkfabrik Brookings-Institution, Susan Rice, die unter US-Präsident Bill Clinton im Außenministerium Abteilungsleiterin für Afrika war.

"Größter Markt der Welt"

Gayle Smith, Clintons ehemalige Afrika-Beraterin, nennt den Kontinent den größten Markt der Welt, dessen Potenzial noch ungenutzt ist. Auch neu entdeckte Ölreserven machten ihn für die Amerikaner immer interessanter. Die USA suchen seit langem nach Wegen, sich vom arabischen Öl unabhängiger zu machen und setzen gezielt auf ölreiche Länder Westafrikas.

Der Krieg gegen den Irak war dem Ansehen der USA in Afrika trotz ihres großzügigen Wirtschaftshilfe-Programms (AGOA) eher abträglich. Parallelen zum arroganten Auftreten einer Kolonialmacht wurden und werden gezogen. Südafrikas früherer Präsident Nelson Mandela wetterte über Bush: "Jeder, der außerhalb der Vereinten Nationen tätig wird, ist zu verurteilen - erst recht, wenn es der Staatschef einer Supermacht ist." Auf einen Höflichkeitsbesuch muss der Amerikaner verzichten - Mandela will verreisen. Präsent werden dafür Anhänger einer Anti-Kriegskoalition und Gewerkschafter sein. Während Bushs Treffen mit Südafrikas Präsident Thabo Mbeki wollen sie protestieren.

Antiterror-Hilfe angekündigt

Bush treibt auch die Terror-Bekämpfung nach Afrika. "Afrikaner von Casablanca bis Nairobi und Daressalam haben am eigenen Leib den Schmerz und das Übel des Terrors erfahren", befand Bush. Er kündigte 100 Millionen Dollar Antiterror-Hilfe für fünf Länder Ostafrikas an. Die USA fürchten, dass das Terrornetzwerk El Kaida dort Fuß fasst. Vor kurzem wurden fünf mutmaßliche Mitglieder in Malawi festgenommen und den USA übergeben. Dass sie über Botswana ausgeflogen wurden, bestreitet die dortige Regierung. Der Staat gilt aber nicht nur als der wirtschaftlich gesündeste des Kontinents - seine Kreditwürdigkeit liegt über der Japans - sondern neben Uganda auch als treuer US-Verbündeter.

Bush will die Afrika-Hilfe in den nächsten drei Jahren stark aufstocken: von einer Milliarde Dollar jährlich auf fünf Milliarden Dollar. Darin enthalten sind auch Mittel aus dem Aids-Topf in Höhe von 15 Milliarden Dollar, den Bush für die nächsten fünf Jahre aufgelegt hat. Ob der Kongress die großzügigen Mittel bei desolater Haushaltslage allerdings tatsächlich bewilligt, ist noch völlig offen.

DPA
Christiane Oelrich und Ralf E. Krüger