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Zukunft der Terrorgruppe Al-Bagdadi ist tot - doch die Hoffnung des IS stützt sich ohnehin auf Donald Trump

"Unglaublicher Erfolg": US-Präsident Donald Trump (r.) über den Tod von IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi
"Unglaublicher Erfolg": US-Präsident Donald Trump (r.) über den Tod von IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi.
© Al-Furkan / Evan Vucci / DPA
Die USA haben IS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi in den Tod getrieben. Für Präsident Donald Trump ist das Ende des selbsternannten "Kalifen" ein großer außenpolitischer Erfolg - den IS stoppt es nicht.

US-Präsident Donald Trump hat den Tod des Chefs der Terrormiliz Islamischer Staat, Abu Bakr Al-Bagdadi, als großen außenpolitischen Triumph gefeiert. Der Untergang al-Bagdadis sei ein "unglaublicher Erfolg", der die unerbittliche Verfolgung terroristischer Führer durch die Vereinigten Staaten und ihre Verpflichtung, den IS dauerhaft und vollständig zu besiegen zeige, sagte Trump. "Die Welt ist jetzt ein viel sichererer Ort."

Al-Bagdadi war vor allem ein Symbol

Doch die Aussagen des US-Präsidenten sind stark übertrieben. Al-Bagdadis Ende hat weder auf die Sicherheit in der Welt noch auf die Schlagkraft des IS große Auswirkungen. Der Terrorchef war vor allem eine Symbolfigur für den Traum vom "Kalifat", das er bei seinem einzigen öffentlichen Auftritt im Juni 2014 in der al-Nuri-Moschee im nordirakischen Mossul ausgerufen hatte. Doch das "Kalifat" ist längst zerstört, al-Bagdadi war bei seiner letzten Videobotschaft im April dieses Jahres sichtlich gealtert, litt unter Diabetes und es ist gar nicht klar, wie viel operativen Einfluss der 48-Jährige überhaupt noch auf die Kämpfer des IS hatte.

Allzu viel dürfte es nicht gewesen sein. Die Terrormiliz ist dezentral organisiert und hat keine strengen Hierarchien. Wenig ist darüber bekannt, wie die Macht beim IS verteilt ist - es ist zweifelhaft, dass sie allein auf al-Bagdadi zugeschnitten war. Die weltweiten Splittergruppen, wie die Boko Haram in Afrika oder die Abu Sayyaf auf den Philippinen, sind nicht durch ein gut organisiertes Netzwerk, sondern in erster Linie durch ihr simples Bekenntnis zum IS mit der Miliz verbunden. Sie nutzen aus, dass deren Name in der Bevölkerung größtmögliche Angst erzeugt und ein Magnet für mögliche Mitstreiter ist. Und Einzelkämpfer, die in westlichen Ländern Anschläge verüben, lassen sich zwar vom IS inspirieren, agieren aber ansonsten ohnehin auf eigene Faust.

"Unglaublicher Erfolg": US-Präsident Donald Trump (r.) über den Tod von IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi
"Unglaublicher Erfolg": US-Präsident Donald Trump (r.) über den Tod von IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi.
© Al-Furkan / Evan Vucci / DPA

Donald Trump als Hoffnungträger des IS

Zudem zeigt das Beispiel Osama bin Laden und al-Kaida, dass ein Terrormonster nicht stirbt, nur weil man ihm den Kopf abschlägt. Stattdessen wachsen immer neue Köpfe nach. Tatsächlich war al-Bagdadi selbst solch ein nachgewachsener Kopf. Sein Vorvorgänger an der Spitze von Daesh, so der arabische Name des IS, war der wegen seiner Grausamkeit gefürchtete Abu Musab al-Sarkawi. Er wurde 2006 bei einem US-Luftangriff im Irak getötet - und erst danach begann unter al-Bagdadi die mächtigste Zeit der Terrormiliz.

Es ist eine böse Ironie, aber die größte Zukunftshoffnung schenkte dem Islamischen Staat nicht al-Bagdadi, sondern Donald Trump. Die Unruhen, das Chaos und die Instabilität im Norden Syriens, die seit dem Abzug der amerikanischen Truppen durch den US-Präsidenten entstanden sind, könnten den Terroristen die Chance für eine Neuaufstellung bieten. Sollten die IS-Terroristen, die zu Tausenden in kurdisch kontrollierten Gefangenenlagern in Nordsyrien sitzen, als Folge von Trumps Entscheidung und der türkischen Offensive in der Region entkommen, könnte der Einfluss von Daesh wieder kräftig wachsen.

tkr

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