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Geheime US-Operation Foto gefakt? DNA-Probe als Beweis? Diese Fragen wirft der Tod von IS-Chef al-Bagdadi auf

IS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi hat sich nach Angaben von Donald Trump bei einem Einsatz von US-Spezialkräften in Syrien selbst in die Luft gesprengt. Die Nachricht vom Tod des Terroristen hinterlässt Fragen.

US-Präsident Donald Trump hat sichtlich stolz den Tod des Chefs der Terrormiliz Islamischer Staat, Abu Bakr al Bagdadi verkündet. US-Spezialkräfte hätten den Terroristenführer bei einer Operation in Nordwest-Syrien in einen Tunnel ohne Ausgang getrieben, wo al Bagdadi sich mit einer Sprengstoffweste in die Luft gesprengt habe. Experten hätten vor Ort mit DNA-Analysen seine Identität bestätigt. Trump selbst verfolgte die Militäraktion nach eigenen Angaben live aus dem Weißen Haus heraus.

DNA-Analyse als Beweis?

Abu Bakr al Bagdadi ist in der Vergangenheit schon mehrfach für tot erklärt worden. Den Meldungen folgten aber nie Beweise und so förderten sie den Ruf des IS-Chefs als "unsichtbarer Scheich", der den Bomben seiner Feinde entgeht. Nun sollen Experten noch vor Ort DNA-Proben des Toten genommen und diesen eindeutig als al Bagdadi identifiziert haben. "Sein Körper wurde durch die Explosion verstümmelt, aber die Testergebnisse lieferten eine sichere und positive Identifizierung", erklärte Trump. Aber ist das überhaupt so schnell möglich, wo man doch in Fernsehkrimis immer wieder miterlebt, wie die Ermittler ungeduldig auf die Ergebnisse von Gentest warten?

"Ein DNA-Profil zu erstellen, dauert, wenn es schnell gehen muss, ungefähr acht Stunden", zitiert der Bayerische Rundfunk auf seiner Webseite eine Molekularbiologin vom Landeskriminalamt. Und das Wissenschaftsforum "Scienceblogs" schreibt: "Wenn alles gut läuft, man auf die Extraktion verzichten kann und schnelle Geräte verfügbar sind, kann man es von der Spur zum DNA-Profil in einem halben Tag schaffen." Mithilfe des sogenannten "Rapid DNA Profiling" sei ein reines DNA-Profiling bei geeignetem Probenmaterial sogar in 90 Minuten möglich.

Da die Militäraktion gegen al Bagdadi bereits am Samstagnachmittag Washingtoner Zeit stattfand und Donald Trump den Tod des IS-Terroristen erst am Sonntagmorgen verkündete, ist es also absolut glaubhaft, dass die USA ihn mithilfe seiner DNA identifiziert haben. 

Gestelltes Trump-Foto?

Trump erlebte den Einsatz gegen al Bagdadi nach offiziellen Angaben live vom "Situation Room" seines Amtssitzes aus. Alles sei so klar zu sehen gewesen wie in einem "Film", sagte der US-Präsident. Das Weiße Haus verbreitete Fotos, die zeigen sollen, wie er die Militäroperation gemeinsam mit Vizepräsident Mike Pence, Verteidigungsminister Mark Esper, seinem Sicherheitsberater Robert O'Brien und mehreren Generälen an einem Konferenztisch sitzend verfolgt. Die Bilder erinnern an die berühmte Aufnahme von Trumps Amtsvorgänger Barack Obama und der sichtlich geschockten damaligen Außenministerin Hillary Clinton bei der Tötung von al-Kaida-Führer Osama bin Laden. Der Fotograf, der dieses Bild 2011 machte, äußerte nun den Verdacht, dass Trump-Foto könnte möglicherweise gestellt sein. Aufgrund des Zeitstempels des Bildes sei es sehr unwahrscheinlich, dass Trump die Aktion in dem Moment beobachtet hätte, als das Bild aufgenommen wurde, behauptete Pete Souza.

"Der Angriff fand, wie berichtet, um 15:30 Uhr Washingtoner Zeit statt. Das Foto, wie in den IPTC-Daten der Kamera angezeigt, wurde um '17:05:24 Uhr' aufgenommen", schrieb Souza auf Twitter. Daraufhin meldeten sich weitere Zweifler zu Wort, und erklärten, laut seinem Tagesplan habe Trump zurzeit der Militäroperation Golf gespielt. Am Sonntag ruderte Souza dann zurück. Trumps eigene Zeitangabe zu seiner Anwesenheit im "Situation Room" von "um 17 Uhr herum" sei sehr vage und es sei "auf jeden Fall möglich, dass die Aufnahme während des Angriffs gemacht wurde".

Unterstützung durch Russland?

Trump hat sich nach dem Tod al Bagdadis bei Russland, der Türkei, Syrien, dem Irak und den syrischen Kurden für deren Unterstützung der Militäroperation bedankt. "Wir haben mit den Russen gesprochen. Wir haben ihnen gesagt, dass wir reingehen", teilte der US-Präsiden mit. Auch die Türkei sei informiert worden. Das Ziel des Einsatzes habe man aber nicht mitgeteilt.

Russland bestritt zunächst jegliche Unterstützung, räumte sie aber mittlerweile ein. "Wenn sich diese Information über die Liquidierung Bagdadis bestätigt, dann lässt sich insgesamt von einem großen Beitrag des US-Präsidenten zum Kampf gegen den internationalen Terrorismus sprechen", sagte ein Kreml-Sprecher. Das anfängliche Dementi aus Moskau war allerdings ohnehin nicht glaubhaft gewesen. Russland hat eigene Truppen in Syrien und die russische Weltraumaufklärung beobachtet das Geschehen dort auch mit Satelliten. Es ist daher kaum anzunehmen, dass die US-Kräfte unangekündigt, mit acht Hubschraubern, 70 Minuten lang, wie Trump sagte, auch über Territorium, das von Russland beziehungsweise der Türkei kontrolliert wird, zum Einsatzort geflogen sind - und hinterher wieder zurück. Das Risiko eines Beschusses durch russische oder türkische Streitkräfte wäre viel zu groß gewesen.

Quellen:Weißes Haus, "Scienceblogs", "Newsweek"Pete Souza auf Twitter, Bayerischer Rundfunk, DPA, AFP

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