Der vergiftete Kremlkritiker Alexej Nawalny hat nach eigenen Angaben während seiner Behandlung in der Berliner Universitätsklinik Charité Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bekommen. "Ich bin Kanzlerin Merkel sehr dankbar, dass sie mich im Krankenhaus besucht hat", schrieb Nawalny am Montag bei Twitter. Zuvor hatte der "Spiegel" über ein angeblich "geheimes" Treffen berichtet. Es sei aber kein geheimes Treffen gewesen, schrieb Nawalny weiter. Merkel habe sich auch mit seiner Familie unterhalten.
Die Kanzlerin lässt sich offenbar laufend über die Genesung des vergifteten russischen Oppositionellen berichten. "Soviel ich weiß, verfolgt sie es ganz eng und wird ganz gut informiert", sagte der Stabschefs Nawalnys, Leonid Wolkow, am Montag zu RTL/ntv.
Der 44-Jährige ist einer der schärfsten Kritiker von Kremlchef Wladimir Putin. Der Fall belastet die Beziehungen zwischen Berlin und Moskau inzwischen erheblich.
Nawalny war im August zur Behandlung nach Deutschland ausgeflogen worden. Zuvor war er bei einem Inlandsflug in Russland zusammengebrochen. Wochenlang lag er in einem künstlichen Koma. Nach Angaben von Speziallaboren wurde er mit einem international verbotenen Nervenkampfstoff der Nowitschok-Gruppe vergiftet.
Putin verprellt Macron
Russland weist bisher alle Vorwürfe zurück, in den Fall verwickelt zu sein. Der Kreml streut weiter widersprüchliche Versionen, was aus der Sicht der russischen Regierung mit Nawalny passiert sein könnte. Unter anderem hatte Wladimir Putin in einem Gespräch mit seinem Pariser Kollegen Emmanuel Macron behauptet, dass der führende Kopf der russischen Opposition sich selbst vergiftet haben könnte, um politischen Profit daraus zu schlagen und Russland zu diskreditieren. Es sei schließlich doch gar nicht so schwierig, das Nowitschok-Gift herzustellen, so Putin.
Die Idee, dass Nawalny einen chemischen Kampfstoff zusammengemischt und dann sich selbst vergiftet hat, empfand man im Elysee-Palast nicht nur als absurd, sondern auch beleidigend.