Bei einem der verheerendsten Terroranschläge in Algerien sind 43 Menschen getötet und ebenso viele verletzt worden. Ein Selbstmordattentäter raste mit einem sprengstoffbeladenen Wagen in eine Polizeischule in einer östlich von Algier gelegenen Stadt.
Unter den Opfern der Explosion sind nach Angaben des Innenministeriums überwiegend Zivilpersonen; vor allem junge Männer, die vor dem Gebäude warteten, um sich für eine Anstellung bei der Polizei zu bewerben. Niemand bekannte sich zunächst zu dem Gewaltakt. Der Verdacht fiel aber umgehend auf die Gruppe Al Kaida im Maghreb, die für zahlreiche Angriffe in den vergangenen zwei Jahren verantwortlich gemacht wird.
Szenen des Grauens
Die Polizeischule in Les Issers 60 Kilometer östlich der Hauptstadt galt als sensibles Ziel, weil sich vor dem Tor viele Polizeianwärter versammeln. Augenzeugen beschrieben Szenen des Grauens. Zahlreiche Leichen waren bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Das Gebäude wurde schwer beschädigt, das Dach stürzte teilweise ein. Nach der Explosion am Morgen wurden die Straßen um die Wache im Umkreis von drei Kilometern abgeriegelt, das Mobilfunknetz brach zusammen.
Der Anschlag war einer der tödlichsten der vergangenen Jahre. Im Dezember wurden bei einer Doppelexplosion 41 Menschen getötet, darunter 17 UN-Mitarbeiter. Im April vergangenen Jahres kosteten koordinierte Selbstmordanschläge auf Regierungssitze in der Hauptstadt 33 Menschen das Leben. Die EU verurteilte die jüngste Bluttat. "Die algerische Bevölkerung ist ein weiteres Mal Opfer blinder und barbarischer terroristischer Gewalt geworden", erklärte die französische EU-Ratspräsidentschaft.
Feige Versucht
Auch die Bundesregierung verurteilte den Anschlag auf das Schärfste. Außenminister Frank-Walter Steinmeier erklärte, die fortgesetzten Terrorakte der letzten Monate seien grausame und feige Versuche, die innere Befriedung und Aussöhnung Algeriens zu stören. Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer sagte, es könne keine Rechtfertigung für die Zerstörung geben. Die Nato werde mit Algerien im Kampf gegen den Terror zusammenarbeiten.
Erst am Sonntag waren bei einem Angriff mutmaßlicher islamischer Extremisten zwölf Menschen getötet worden. Der Anschlag 500 Kilometer östlich von Algier galt laut Medienberichten dem Militärkommandeur der Region. Die Opfer, acht Polizisten, drei Soldaten und ein Zivilbürger, seien getötet und anschließend enthauptet worden, berichtete die Zeitung "Al Watan".
Zu zahlreichen Attacken bekannte sich die Al Kaida im Maghreb, die aus der Salafistischen Gruppe für Predigt und Kampf (Groupe Salafiste pour la Prédication et le Combat, GSPC) hervorging. Deren bewaffnetem Aufstand waren in den 90er Jahren 200.000 Menschen zum Opfer gefallen. Anfang des neuen Jahrtausends ebbte die Gewalt zunächst erheblich ab. Nachdem sich die GSPC 2006 umbenannt und dem internationalen Terrornetz Al Kaida angeschlossen hatte, stieg die Zahl der Anschläge wieder drastisch. Die meisten Angriffe richten sich gegen die Sicherheitskräfte.