Wie die "New York Times" am Samstag berichtete, weitete Washington seine militärischen und geheimdienstlichen Einsätze in nordafrikanischen Ländern und früheren Sowjetrepubliken aus. Um Aufständische aufzuspüren, würden Spionageaufträge erteilt und Kommando-Einheiten eingesetzt. Anders als im Irak und in Afghanistan setze Präsident Barack Obama bei neuen Operationen nicht auf den Hammer, sondern auf das Skalpell, dokumentiert die "New York Times".
Konkret habe das Weiße Haus Drohnen-Angriffe in Pakistan deutlich verstärkt, Angriffe auf Al-Kaida-Mitglieder in Somalia autorisiert und grünes Licht für Geheimoperationen aus Kenia heraus gegeben. Gemeinsam mit europäischen Verbündeten seien Terrorgruppen in Nordafrika ausgehoben worden. Das Pentagon habe zudem mit Hilfe von angeheuerten Privatfirmen Geheimdienstinformationen über Verstecke von militanten Extremisten in Pakistan gesammelt. Im Jemen sei eine Militärkampagne gestartet worden, die offiziell nie bestätigt wurde. Keiner dieser Einsätze werde in der Öffentlichkeit publik gemacht, schrieb die Zeitung. "Was als verdeckter Krieg unter der Bush-Regierung begann, ist unter Präsident Obama ausgeweitet worden", schreibt die Zeitung. Unter Berufung auf namentlich nicht genannte US-Regierungsvertreter berichtete die "NYT" auch von heimlichen Luftangriffen im Jemen. Zwischen Dezember und Mai habe das US-Militär in dem Land im Süden der arabischen Halbinsel mindestens vier Einsätze gegen Stellungen des Terrornetzwerks El Kaida geflogen.
Bei einem Angriff auf eine Gruppe mutmaßlicher El-Kaida-Kämpfer in der Provinz Marib sei Anfang Mai der stellvertretende Gouverneur getötet worden, schrieb das Blatt mit Verweis auf jemenitische Offizielle weiter. Der angesehene Politiker habe zum Zeitpunkt des Angriffs mit den Islamisten über ein Ende ihrer Gewalt verhandelt.
Streubomben auf El-Kaida-Stellung im Jemen?
Dem Bericht zufolge übernahm Jemens Präsident Ali Abdullah Saleh die Verantwortung für den Tod des Politikers. Er habe den Hinterbliebenen eine Entschädigung gezahlt. Die jemenitische Regierung hatte bereits in der Vergangenheit die Verantwortung für Luftangriffe übernommen, die von US-Soldaten ausgeführt worden sein sollen.
Amnesty International warf Washington Anfang Juni vor, gegen eine mutmaßliche El-Kaida-Stellung im Jemen Streubomben eingesetzt zu haben. Die Menschenrechtsorganisation bezog sich dabei auf einen Angriff im Dezember, bei dem 55 Menschen ums Leben gekommen sein sollen.
Das jemenitische Verteidigungsministerium hatte damals die Verantwortung für den Angriff übernommen, ohne eine Beteiligung der US-Armee zu erwähnen. Eine parlamentarische Untersuchungskommission kam wenig später zu dem Schluss, dass bei dem Einsatz 41 Zivilisten und 14 mutmaßliche Aufständische getötet wurden.
Das Terrornetzwerk El Kaida ist im Jemen vor allem im Osten des Landes aktiv. Wie Sicherheitsvertreter am Sonntag mitteilten, stellte sich ein Mitglied den Behörden. Dschamaan Safian war demnach bisher für die Aktivitäten des Terrornetzwerks in der Provinz El Dschuf verantwortlich und bot Kämpfern aus dem Ausland Unterschlupf.
Der neue Kurs der Regierung verwandle den US-Auslandsgeheimdienst CIA zunehmend in eine paramilitärische Organisation, schreibt die Zeitung weiter. Das Verteidigungsministerium werde zugleich der CIA immer ähnlicher, weil das Pentagon immer häufiger etwa im Nahen Osten zu Spionagemissionen eingesetzt werde. Die Entwicklung berge das Risiko, dass die klare Trennung zwischen Geheimagenten und Soldaten verloren gehe, schreibt die Zeitung.