Arafat-Trauerfeier Fischer musste draußen bleiben

Trauergäste aus aller Welt wollten in Kairo Abschied nehmen von Jassir Arafat. Der Andrang war so groß, dass viele Politiker die Trauerfeier verpassten - darunter auch der deutsche Außenminister.

Bei einer großen Trauerfeier am Flughafen Kairo haben am Freitag Hunderte von Staats- und Regierungschefs, Ministern und Würdenträgern Abschied von Palästinenserpräsident Jassir Arafat genommen. Viele Trauergäste verpassten die Zeremonie jedoch, weil ihre Maschinen wegen des hohen Andrangs am Kairoer Flughafen Warteschleifen in der Luft drehen mussten.

Ein moslemischer Geistlicher betete am Sarg Arafats, der mit einer palästinensischen Flagge bedeckt war. Der Leichnam war zuvor vom Militärhospital Gala in die König-Faisal-Moschee am Flughafen gebracht worden.

Auch Fischer kam zu spät

Auch Bundesaußenminister Joschka Fischer erreichte den Trauerzug nicht mehr. Er konnte das Flughafenterminal erst verlassen, nachdem Arafats Leichnam schon in ein ägyptisches Flugzeug gebracht worden war, das ihn nach Ramallah zum Begräbnis bringen sollte. Als er am Militärflughafen Al-Masa eintraf, schloss ein Sicherheitsbeamter gerade die Tore, als Fischer und SPD-Politiker Hans-Jürgen Wischnewski ankamen.

Auf die Frage, ob er enttäuscht sei, dass er die Zeremonie verpasst habe, sagte Fischer: "Selbstverständlich, aber es ist wie es ist." Wichtig seien jetzt die Abkehr von Gewalt und Terror im Nahost-Konflikt, fügte er hinzu. "Worum es jetzt geht, ist, dass alle Anstrengungen gebündelt werden, um weitere Gewalt zu verhindern."

Nach der Zeremonie soll der Leichnam des Palästinenserführers nach Al-Arisch auf der Sinai-Halbinsel geflogen und dann mit per Hubschrauber nach Ramallah gebracht werden. Dort soll Arafat, der am Vortag im Alter von 75 Jahren gestorben war, am Nachmittag in seinem Hauptquartier beerdigt werden.

Der Leichnam Arafats war am Donnerstagabend nach einer militärischen Ehrung in Frankreich nach Kairo übergeführt worden. Ein Airbus der französischen Luftwaffe brachte ihn in die ägyptische Hauptstadt. Mit an Bord waren Außenminister Nabil Schaath und Arafats Frau Suha Tawil. Am Flughafen erwartete sie eine Delegation palästinensischer und ägyptischer Politiker. Suzan Mubarak, die Ehefrau des ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak, hielt Arafats weinende Ehefrau am Arm, während der Sarg aus dem Flugzeug getragen wurde. Suha Tawil wird voraussichtlich nicht an der Beerdigung in Ramallah teilnehmen. Zwischen ihr und der palästinensischen Führung hatte es in den letzten Tagen vor dem Tod Arafats Meinungsverschiedenheiten gegeben.

Regelung der Nach-Arafat-Ära

Todesursache wurden offiziell keine Angaben gemacht. Politiker in aller Welt würdigten das Lebenswerk des Palästinenserpräsidenten und äußerten zugleich Hoffnung auf einen Neuanfang im Nahen Osten.

Arafat war nach Angaben der Militärärzte am Donnerstagmorgen um 03.30 Uhr im Militärkrankenhaus Percy in Clamart bei Paris gestorben, wo er zwei Wochen zuvor unter Blutkrebsverdacht eingeliefert worden war. Über die Die Palästinenserführung übertrug Arafats Machtvollmachten einem neuen Führungsquartett. Parlamentspräsident Rauhi Fattuh wurde noch am Donnerstag als Präsident vereidigt. Binnen 60 Tagen sind Neuwahlen vorgesehen. In seiner Antrittsrede bekräftigte der 55 Jahre alte Übergangspräsident, er fühle sich dem Friedensprozess mit Israel verpflichtet.

Das Exekutivkomitee der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) ernannte den ehemaligen Ministerpräsidenten Mahmud Abbas, 70, zum neuen Vorsitzenden. Neuer Generalsekretär der Fatah-Organisation wurde Faruk Kaddumi. Ahmed Kureia bleibt Ministerpräsident und Vorsitzender des Nationalen Sicherheitsrates, der das Kommando über die Sicherheitskräfte führt.

Israel in höchster Alarmbereitschaft

Der israelische Rundfunk meldete, die Polizeiführung habe in Erwartung der Beisetzungszeremonie in Ramallah am Nachmittag die nur sehr selten verwendete höchste Alarmstufe ausgerufen.

Die israelischen Truppen sollten vorübergehend aus allen palästinensischen Städten des Westjordanlands abziehen, um Konfrontationen mit der trauernden Bevölkerung zu vermeiden, hieß es. Man fürchte, aufgebrachte Massen könnten versuchen, Straßensperren zu durchbrechen und nach Israel vorzudringen, meldeten israelische Medien.

Die Anfahrt zu dem Begräbnis in Ramallah soll Palästinensern aus dem Westjordanland nur in Bussen gestattet werden. Israelis sei die Teilnahme "auf eigene Verantwortung" erlaubt, hieß es im Radio. Zu den letzten Freitagsgebeten des muslimischen Fastenmonats Ramadan auf dem Tempelberg in Jerusalem sind nur Männer über 45 und Frauen zugelassen.

DPA · Reuters
DPA/Reuters