Der Chef der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) Mohammed el Baradei schließt auch Gewalt nicht aus, um Iran zur völligen Offenlegung seines Atomprogramms zu zwingen. In einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit der US- Zeitschrift "Newsweek" sagte er: "Diplomatie ist nicht nur Reden. Diplomatie braucht auch Druckmittel und in extremen Fällen Gewalt." Er sei nicht bereit, die Iran gesetzte Frist zur vollen Kooperation, die am 6. März abläuft, zu verlängern.
"Wir müssen alles tun, um die Einhaltung der Regeln durch Überzeugung zu erreichen. Wenn das nicht funktioniert, muss man sie durchsetzen. Das muss der letzte Ausweg bleiben, aber manchmal muss man ihn beschreiten." Die IAEO soll feststellen, ob das jahrelang geheim gehaltene Atomprogramm Irans wie von Teheran versichert nur friedlichen Zwecken dient oder, wie von den USA geargwöhnt, waffenfähiges Material produzieren soll. Dazu müssten noch Bodenproben untersucht werden und bestimmte Wissenschaftler interviewt werden, sagte el Baradei.
Ruf nach Gewalt auch aus Amerika
Auch in Amerika wird der Ruf nach Gewalt als letztem Mittel lauter. Senator John McCain sagte dem Rundfunksender CBS, dass ein Militärschlag die letzte Möglichkeit sei, aber in Betracht gezogen werden müsse. Es gebe eine schlimmere Alternative als einen Militärschlag: einen Iran, der Atomwaffen besitzt. Diese Ansicht teilen auch andere Senatoren.
In London wird am Montag nach einer diplomatischen Lösung gesucht. Zu dem Treffen werden Vertreter der fünf Ständigen Mitglieder des Sicherheitsrates (USA, Russland, China, Großbritannien und Frankreich) sowie der Bundesregierung erwartet. Deutschland ist zusammen mit Großbritannien und Frankreich Mitglied einer Dreiergruppe, die sich im Auftrag der EU um eine Lösung des Konflikts bemüht. Dabei geht es auch um die Frage, ob der UN-Sicherheitsrat eingeschaltet wird.
Am Wochenende hatte Iran die Europäische Union zur Rückkehr an den Verhandlungstisch aufgefordert. Zugleich stellte sich das Parlament in Teheran hinter die harte Linie von Präsident Mahmud Ahmadinedschad. Sollten die USA und die EU den Fall vor den Weltsicherheitsrat bringen, werde das Parlament darauf bestehen, die Kontrollen iranischer Atomanlagen durch Inspekteure der IAEO in Wien zu stoppen.
Drohung mit höheren Ölpreisen
Am Sonntag drohte die Führung in Teheran indirekt mit einer Erhöhung der Ölpreise. Sanktionen gegen sein Land könnten zu einer Ölkrise führen, sagte Finanzminister Dawud Danesch-Dschafari. Zuvor hatte sich bereits Parlamentspräsident Gholam Ali Hadad-Adel angesichts westlicher Ankündigungen, den Weltsicherheitsrat einzuschalten, unnachgiebig gezeigt. In diesem Falle werde das Parlament darauf bestehen, die iranischen Atomanlagen nicht mehr von der IAEO kontrollieren zu lassen.