Wie ein Sprecher von Präsident Mahmud Ahmadinedschad mitteilte, wurde ein für Donnerstag vorgesehenes Treffen in Moskau abgesagt. Es gebe noch keinen Termin für eine Wiederaufnahme der Verhandlungen, sagte Gholamhossein Elham in Teheran, und erschütterte damit die Hoffnung auf einen Ausweg aus dem Atomkonflikt.
Russische Stellen werteten den Aufschub nicht als endgültige Absage. "Unser Vorschlag an Iran, ein Gemeinschaftsunternehmen zur Anreicherung von Uran zu bilden, liegt weiter auf dem Tisch", sagte ein Sprecher der Atombehörde Rosatom in Moskau. Die Hoffnungen der USA und der europäischen Unterhändler Deutschland, Frankreich und Großbritannien auf eine Lösung der Iran-Krise konzentrierten sich derzeit auf die russischen Bemühungen. Bei einer Urananreicherung in Russland würde Iran nicht über den vollständigen Brennstoffkreislauf verfügen. In Teheran sagte der Regierungssprecher, Iran werde die vorgeschlagene Urananreicherung in Russland allenfalls als Ergänzung zur Anreicherung im eigenen Land akzeptieren.
Welt muss Rechte Teherans anerkennen
Als Grund für die Entscheidung über die Aussetzung der Gespräche nannte Elham die "neue Situation". Damit bezog er sich offensichtlich auf die Entscheidung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), den Streit über das iranische Atomprogramm vor den UN-Sicherheitsrat zu bringen. Russland unterstützte diesen Schritt, schlug aber zugleich vor, iranisches Uran anzureichern und dann an den Iran zurückzuschicken. Mit diesem Plan sollte Befürchtungen der internationalen Gemeinschaft entgegengetreten werden, der Iran reichere Uran nicht nur zur Energiegewinnung an, sondern für ein Waffenprogramm.
Elham bekräftigte die Drohung von Präsident Ahmadinedschad, den Atomwaffensperrvertrag aufzukündigen. Die Welt müsse die Rechte Teherans als Unterzeichner des Vertrages anerkennen, sagte er, und bezog sich damit auf das Recht zur friedlichen Nutzung der Atomenergie. "Wenn uns die Vorteile des Vertrages vorenthalten werden gibt es für uns keinen Grund, an der bisherigen Atompolitik festzuhalten." Der französische Premierministers Dominique de Villepin bekräftigte unterdessen die Verhandlungsbereitschaft der EU im Atomstreit. Bedingung dafür sei aber, dass Teheran alle sensiblen Nuklearaktivitäten aussetze. Es sei am Iran, den nächsten Schritt zu tun, sagte Villepin der russischen Regierungszeitung "Rossiiskaja Gaseta". Wichtig sei, dass die internationale Gemeinschaft bei einer einheitlichen Haltung bleibe.
"Iran muss Vertrauen wiederherstellen"
Der französische Premierminister wurde am Montag in Moskau erwartet, für Dienstag ist ein Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin geplant. Es gehe nicht darum, auf einen Regimewechsel im Iran zu dringen, sondern darum, ein Problem der Weiterverbreitung von Atomwaffen zu lösen, sagte Villepin in dem Interview. "Der Iran muss Vertrauen wiederherstellen und Garantien geben, dass sein Atomprogramm friedlich ist. Denn diese Garantien gibt es derzeit nicht."
Der russische Außenminister Sergej Lawrow will am Mittwoch in Wien mit EU-Vertretern über das weitere Vorgehen beraten. Wie die Nachrichtenagentur Ria-Nowosti berichtete, sind Gespräche mit dem EU-Außenbeauftragten Javier Solana, EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner und der österreichischen Außenministerin Ursula Plassnick vorgesehen.