Die USA haben auf Berichte über das Wiederanfahren der nordkoreanischen Atomanlagen mit großer Besorgnis reagiert. "Nach ihrem Neustart normalisiert jetzt Nordkorea den Betrieb seiner Atomanlagen zur Stromproduktion", hieß es am Mittwochabend in einer von der amtlichen nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA veröffentlichten Erklärung des Außenministeriums in Pjöngjang. Washington nannte dies eine "ernste Entwicklung". Damit würde sich der kommunistische Staat weiter isolieren. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld verurteilte das Regime in Pjöngjang als "terroristisch".
Nuklaraktivitäten sollen friedlichen Zwecken dienen
Südkorea habe bisher keine "bestätigten Informationen", ob die Atomanlagen in Yongbyon tatsächlich bereits wieder in Betrieb genommen worden seien, sagte am Donnerstag ein Sprecher des Außenministeriums in Seoul zu den Berichten.
Nordkoreas Anlagen dienten "zum jetzigen Zeitpunkt" der Stromerzeugung, hieß es weiter in dem KCNA-Bericht. Die Regierung in Pjöngjang habe bereits erklärt, dass ihre Nuklearaktivitäten friedlichen Zwecken dienten. Die USA befürchten dagegen, dass diese Teil eines Kernwaffenprogramms sein könnten. Der 5 Megawatt Versuchsreaktor in Yongbyon ist nach Ansicht von südkoreanischen und US-Experten zur Produktion bedeutsamer Strommengen viel zu klein. Der nordkoreanische Reaktortyp kann kernwaffentaugliches Plutonium produzieren.
Nach der Einstellung amerikanischer Öllieferungen hatte Nordkorea im Dezember die Wiederinbetriebnahme seiner Atomanlagen angekündigt. Die Anlagen waren nach einem Abkommen mit den USA von 1994 über den Stopp des nordkoreanischen Atomprogramms still gelegt worden. Nordkorea hatte jedoch im Oktober nach US-Angaben zugegeben, entgegen den Abrüstungsvereinbarungen weiter ein geheimes Programm zur Anreicherung von Uran für nukleare Waffen zu betreiben.
Eine Sprecherin des US-Außenministeriums rief Pjöngjang dazu auf, die Maßnahme zur Reaktivierung seiner Atomanlagen wieder rückgängig zu machen. Die Welt müsse diesen Schritt als etwas "Besorgnis erregendes" begreifen, sagte Rumsfeld. Das US-Außenministerium hatte bereits in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass amerikanische Spionagesatelliten Verdächtiges am Reaktorzentrum in Yongbyon entdeckt hätten. Dort seien offenbar gebrauchte Brennstäbe abtransportiert worden, was die Absicht Nordkoreas unterstreiche, Atomwaffen zu bauen, hieß es.
Im Atomkonflikt hat Nordkorea bestritten, Kernwaffen herstellen zu wollen. Gleichzeitig unterstellt es den USA, Angriffspläne gegen das Land zu verfolgen. Die USA betonten dagegen, dass sie auf diplomatischem Weg den Nordkorea-Konflikt beilegen wollen. In der nächsten Woche will die Führung der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) in Wien über die Nuklearfrage beraten. Dabei soll auch entschieden werden, ob im Atomstreit der UN-Sicherheitsrat eingeschaltet werden soll, weil Pjöngjang jede weitere Zusammenarbeit mit der IAEO abgelehnt hat.