Bagdad Schiiten massakrieren Sunniten

Beim bislang schwersten Ausbruch von Gewalt zwischen unterschiedlichen Religionsgruppen im Irak haben Milizen in einem Sunniten-Viertel von Bagdad mindestens 38 Menschen getötet.

Ein Bürgerkrieg im Irak scheint immer unausweichlicher: Bei den bislang schwersten Gewaltausbrüchen zwischen Schiiten und Sunniten sind nun mindstens 38 Menschen ums Leben gekommen. Schiiten hätten am Sonntag Sunniten zusammengetrieben und erschossen, heißt es in Kreisen der Sicherheitskräfte. Auslöser war offenbar ein Bombenanschlag auf eine schiitische Moschee, bei dem am Samstag drei Menschen ums Leben gekommen waren.

Die Täter hätten die Ausweise von Bewohnern des Viertels Dschihad überprüft und nach typisch sunnitischen Namen gesucht, sagten Beschäftigte des Innenministeriums und der Polizei übereinstimmend. Ein Mitarbeiter sagte, die Schiiten hätten die als Sunniten identifizierten Menschen in Nebenstraßen gesammelt und dann getötet. Auf den Straßen waren später gefesselte Leichen mit verbundenen Augen zu sehen. Das ist typisch für Gewalt zwischen Anhängern der Religionsgruppen im Irak.

Polizisten und Politiker beschuldigten daher auch Mitglieder der von Schiiten dominierten Sicherheitskräfte und die Mehdi-Armee des schiitischen Geistlichen Moktada al Sadr. "Diese Angriffe beweisen, dass die Milizen den Irak in einen Bürgerkrieg ziehen wollen", sagte ein Führer des politischen Sunniten-Blocks, Adnan al Dulaimi. Vertreter von al Sadrs Bewegung bestritten jedoch jegliche Beteiligung ihrer Bewegung an dem Massaker.

Über die genaue Zahl der Toten gibt es unterschiedliche Angaben. Ein Mitarbeiter des Innenministeriums sprach von mindestens 38 Toten, Politiker der Sunniten von mindestens 40 Getöteten, darunter Frauen und Kinder.

Spannungen zwischen Schiiten und Sunniten verschärfen sich

Die Spannungen zwischen Schiiten und Sunniten im Irak haben sich in den vergangenen Monaten drastisch verschärft und das Land an den Rand eines Bürgerkriegs geführt. Ministerpräsident Nuri al Maliki bemüht sich intensiv darum, die Spannungen zwischen den unter dem gestürzten Machthaber Saddam Hussein dominierenden Sunniten und der Bevölkerungsmehrheit der Schiiten abzubauen. Zugleich hat er erklärt, die Milizen im Land auflösen zu wollen, die nach Ansicht von Experten eine zunehmende Gefahr für seine Regierung der nationalen Einheit darstellen.

Reuters
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