Am südkoreanischen Außenminister Ban Ki Moon, der am 1. Januar 2007 den Posten des UN-Generalsekretärs übernehmen wird, scheiden sich im Ausland noch die Geister. Im Vergleich zum scheidenden Kofi Annan wird Ban oft als zu milde und sanftmütig beschrieben. Ihm fehle das Charisma, um den "unmöglichsten Posten der Welt" zu bekleiden. Dieser Einschätzung kann der 62-jährige Koreaner vor allem seine Erfahrungen in einer jahrzehntelangen Laufbahn als Diplomat und Verwaltungsbeamter sowie seine Fähigkeiten zum Ausgleich entgegen halten.
Moon will Entwicklungshilfe vorantreiben
Sein Programm: Das schwerfällige System der Vereinten Nationen reformieren, das gestörte Verhältnis zur Supermacht USA ins Lot bringen, die Entwicklungshilfe vorantreiben sowie humanitäre Fragen stärker in den Vordergrund stellen.
Beobachter sehen denn auch als eine der ersten Bewährungsproben für Ban als UN-Generalsekretär vor allem die Frage des Vorgehens im Nordkorea-Konflikt. Bisher hat es Seoul vermieden, die Menschenrechte in Nordkorea zu thematisieren, um das Regime im Nachbarland nicht zu provozieren. Als oberster Diplomat der Vereinten Nationen wird von Ban jedoch gefordert werden, klar Position zu beziehen.
Der Südkoreaner, der kein Freund großer Gesten ist, glaubt sich den Herausforderungen durchaus gewachsen. Unter dem "weichen Äußeren" und hinter dem verbindlichen Lächeln darf ein harter Kern vermutet werden: "Ich habe innere Stärke, wenn es wirklich notwendig ist", sagt der Vater von drei Kindern von sich. Mitarbeiter beschreiben ihn als ehrgeizigen und arbeitsamen Beamten, der sich nur selten Urlaub gönnt. Als eine seiner besten Eigenschaften gelte, sich niemals Feinde zu machen, schreibt die Zeitung "The Korea Herald". "Und, er vergisst niemals einen Namen."
Der Karrierediplomat, der Englisch und Französisch spricht, ist mit dem System der Weltorganisation bestens vertraut. Während seiner 36 Jahre als Diplomat hatte er auch etwa zehn Jahre direkt mit den UN zu tun.
Aus einfachen Verhältnissen hochgearbeitet
Der im Juni 1944 in einfachen Verhältnissen geborene Ban fing 1975 zunächst als Mitarbeiter bei den Vereinten Nationen an, bevor er Direktor der südkoreanischen Vertretung am UN-Hauptsitz in New York wurde. 1998 bis 2000 war er Botschafter seines Landes in Österreich. Während der 56. UN-Generalversammlung, die am 12. September 2001 und damit einen Tag nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center in New York eröffnet wurde, stand er dem damaligen Versammlungspräsidenten Han Seung Soo als Chef des Exekutivbüros wirksam zur Seite.
Vor sechs Jahren wurde Ban, der unter anderem ein Diplom im Fach Öffentliche Verwaltung der Kennedy School of Government der US-Eliteuniversität Harvard hat, stellvertretender Außenminister. Später berief ihn Präsident Roh Moo Hyun zu seinem außenpolitischen Berater. 2004 wurde Ban Minister für Außenpolitik und Handel.