Es gäbe viel auszusetzen an Boris Johnsons Nominierungsliste für das britische Oberhaus. So ist ein Kandidat des zurückgetretenen Ex-Premiers der Abtreibungsgegner, Brexit-Fanatiker und Verbreiter von AfD-Videos Jacob Rees-Mogg. Wegen seines altertümlichen Auftretens und affektierten Akzents wird der oft "der Abgeordnete für das 18. Jahrhundert" genannt. Auch die ehemalige Innenministerin Priti Patel schaffte es auf Johnsons Liste; in ihrer grausamen Flüchtlingspolitik konnte ihr bislang nur Amtsnachfolgerin Suella Braverman das Wasser reichen. Ursprünglich soll sogar Boris Johnsons Vater Stanley auf der Liste der Nominierten gestanden haben, doch in letzter Instanz entschieden die Lords wohl, das führe nun doch zu weit.
Die sogenannte "Honours List", eine Liste von Empfehlungen für königliche Ehren und Kandidaten fürs Oberhaus, dürfen alle scheidenden Premierminister aufstellen. Was nicht heißt, dass jeder davon Gebrauch macht. Boris Johnson lässt sich das nicht nehmen – der Mann, der gerade im Schatten eines spektakulären Skandals aus dem Parlament stürmte, und dem gestern unter Zustimmung einer großen Unterhaus-Mehrheit auch noch der Parlamentarier-Pass entzogen wurde, besteht auf seine "Ehrenliste".
Wer ist Charlotte Owen?
Auf jener Liste steht auch eine gewisse Charlotte Owen, von der bis vor Kurzem kein Mensch je gehört hatte.