Ünsal Arik, türkischer Boxer mit bayrischen Wurzeln, war bislang vor allem Box-Fans ein Begriff. Seit seinem erfolgreichen Kampf in Hamburg Ende Juli und dem anschließenden Auftritt im Sat1-Frühstücksfernsehen aber dürfte sich auch eine breitere Öffentlichkeit für ihn interessieren. In der Sendung kritisierte er den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan mit den Worten: "Erdogan macht Polit-Diktatur, für mich ist er Hitler 2.0." Das war Anfang August, nun hat der Präsident im fernen Ankara den Sportler wegen Beleidigung angezeigt - und Arik wird sich in der Türkei der Anschuldigung stellen.
Arik plant Türkei-Reise trotz drohender Verhaftung
Am 25. September soll sein Verhör stattfinden, Arik droht bereits bei der Einreise die sofortige Verhaftung. Obwohl er in Deutschland geboren und aufgewachsen ist, besitzt er nur die türkische Staatsbürgerschaft und fällt damit ausschließlich unter die türkische Rechtsprechung. Der von Sat1 befragte Rechtsanwalt Paul Degott rät dem Boxer dringend von einer Reise in die Heimat seiner Vorfahren ab: Ünsal Arik würde vermutlich in Untersuchungshaft landen und müsste möglicherweise monatelang auf seine Verhandlung warten, so der Jurist. Doch Arik schreckt diese Aussicht nicht ab: "Nicht hinfahren wäre feige, also muss ich auch dorthin fliegen und mich meinen Gegner stellen", so der Regensburger.
Arik ist in der Türkei kein unbeschriebenes Blatt. Nach einem Kampf vor zwei Jahren hatte er live im Fernsehen ein T-Shirt angezogen, auf dem er den Slogan hat aufflocken lassen, der übersetzt lautet: "Das Land gehört Atatürk und nicht Erdogan". Auch bei seinem Kampf in Hamburg hatte er das Shirt erneut getragen.
"Will Türkei von Diktator befreien"
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte in den vergangenen Monaten fast 2000 Anzeigen wegen Beleidigung erstattet, die meisten aber Ende Juli wieder zurückgezogen. Das Verfahren gegen den Moderator Jan Böhmermann wegen seines Schmähgedichts allerdings wurde nicht fallengelassen. Und nun muss sich auch der Regensburger Boxer Arik einem Verfahren stellen. Bei Sat1 beteuerte er, dass er durchaus ein stolzer Türke sei, der sein Land nicht schlecht mache sondern es lediglich von einem Diktatoren befreien wolle.