Der US-Geheimdienst NSA hat einem Bericht zufolge mehr als 300 Berichte über Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gespeichert. Diese seien in einer speziellen Datenbank für Staats- und Regierungschefs erfasst worden, berichtete der "Spiegel". Das Magazin konnte nach eigenen Angaben ein streng geheimes NSA-Dokument aus dem Archiv des ehemaligen Geheimdienst-Mitarbeiters Edward Snowden einsehen, aus dem dies hervorgehe.
Merkels Name taucht demnach auf einer Liste von insgesamt 122 Staats- und Regierungschefs auf, über die der NSA im Mai 2009 nachrichtendienstliche Informationen sammelte. In der alphabetisch nach Vornamen sortierten Liste stehe Merkel vor Syriens Staatschef Baschar al Assad.
Das Dokument belege, dass Merkel offiziell als Spionageziel erfasst gewesen sei und die NSA über sie nachrichtendienstliche Erkenntnisse gesammelt habe, heißt es im "Spiegel". Damit könne es ein wichtiges Beweisstück für die Bundesanwaltschaft sein, die in den nächsten Tagen entscheiden wolle, ob sie ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Spionage einleite.
Im vergangenen Jahr hatten Enthüllungen für Aufsehen gesorgt, wonach die NSA weltweit Telefongespräche von führenden Politikern angezapft habe, darunter Merkel. US-Präsident Barack Obama hatte daraufhin Anfang des Jahres den US-Geheimdiensten verboten, Merkel abzuhören. Die Affäre hat zu erheblichen Verstimmungen im Verhältnis beider Regierungen geführt.