Bush-Kritik USA als "Schurkenstaat"

Neue Bücher von US-amerikanischen und deutschen Autoren beleuchten die Politik der Bush-Regierung. Neben sachlicher Kritik findet sich auch beißende Ironie in den Werken.

Der streng religiöse George W. Bush mag diesen Vergleich verzeihen: Eine wahre Sintflut kritischer bis feindseliger Bücher über den 43. US-Präsidenten und seine Regierung ist in diesem Jahr auf den Buchmarkt geschwappt. Und eine Arche Noah wartet nicht auf den Republikaner, wenn es nach dem Wunsch der Autoren geht: Die meisten hoffen, dass er am 2. November bei der Präsidentenwahl nicht wieder in das Weiße Haus zurückkehren, sondern seinen Platz für den Demokraten John Kerry räumen wird.

Kritik mal sachlich mal ironisch

Für den deutschen Leser haben die Bücher als Anschauungsunterricht über und Argumentationsmaterial gegen den Bush-Kurs ihren Wert. Mal sachlich und leidenschaftslos, mal ironisch und ungeschminkt parteiisch zeichnen sie das Bild einer Supermacht, die unter der Führung einer fanatischen Clique von Neokonservativen auf Abwege gerät. Eine knallharte Politik zu Gunsten mächtiger Wirtschaftsinteressen wird da geschildert, die vor Lüge, Manipulation und Geheimhaltung nicht zurückschreckt.

"Lügen, die Bush die Zukunft kosten könnten"

Der Irak-Krieg, seine Begleitumstände und Folgen sowie das Entstehen des Terrornetzwerks El Kaida spielen eine wichtige Rolle. Craig Unger untermauert mit seinem Werk "Die Bushs und die Saudis" den auch von Michael Moore in seinem Film "Fahrenheit 9/11" erhobenen Vorwurf, geheime geschäftliche wie freundschaftliche Beziehungen zwischen der Bush-Dynastie und dem Herrscherhaus Saudi-Arabiens hätten dem Terror den Weg bereitet. Ex-Botschafter Joseph Wilson, der einen der angeblichen Beweise für die Gefährlichkeit des Irak als Fälschung widerlegte, schreibt über "Lügen, die Bush die Zukunft kosten könnten". Wilsons Frau wurde in einem Racheakt als CIA-Agentin bloßgestellt.

USA als "Schurkenstaat"

John Dean, während der Watergate-Affäre bis Mitte der 70er Jahre Rechtsberater im Weißen Haus unter Präsident Richard Nixon, hält das Vorgehen von Bush und seinem umstrittenen Vize Richard Cheney für "schlimmer als Watergate". Molly Ivins und Lou Dubose schildern ein innenpolitisches Schreckensszenario, in dem alles der "Gier der Superreichen" untergeordnet wird. Besonders analytisch und sachlich erläutert der frühere Berater des Weißen Hauses, Clyde Prestowitz, warum er bei den USA nunmehr die Attribute eines "Schurkenstaates" sieht, der laut Lexikon "nicht mehr gehorsam, dazugehörig oder akzeptiert, weder kontrollierbar noch verantwortungsbewusst, andersartig, ungewöhnlich schonungslos und unberechenbar" ist.

Theveßen: Bush hat USA und die Welt belogen

Neben nordamerikanischen haben auch deutsche Autoren Bush unter die Lupe genommen. Elmar Theveßen, lange ZDF-Korrespondent in Washington, vergleicht die Ankündigungen des Republikaners im Wahlkampf mit dessen Taten. Sein Fazit: Der US-Präsident habe sein Land und die Welt belogen. Robert von Rimscha vom Berliner "Tagesspiegel" versucht, mit einem Porträt der Bushs, der führenden Politikerfamilie der USA, den Gründen der jetzigen Situation auf die Spur zu kommen. Beide Autoren beschäftigen sich auch kritisch mit der europäischen Reaktion auf Bush. Theveßen bescheinigt nicht nur der US-, sondern auch der Bundesregierung ein "leichtsinniges und arrogantes Gehabe". Von Rimscha verlangt von den Deutschen eine "realistische Einschätzung".

"Schwarzbücher" über die Sünden der USA

Gleich zwei "Schwarzbücher" befassen sich mit den Sünden der USA. Während der Kanadier Peter Scowen erst nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 einsetzt, hat der Österreicher Eric Frey ein umfassendes Register vorgelegt. Es beginnt mit der Unabhängigkeit des Landes und lässt nichts aus, was auf dem Weg zur einzigen Supermacht so alles an Fragwürdigkeiten, Verstößen, Ungerechtigkeiten und Unrecht geschehen ist. Dies macht eines unmissverständlich klar: Auch nach einer Abwahl von George W. Bush wird die Welt es mit der Supermacht nicht leicht haben, denn ihre "nationalen Interessen" hat sie schon immer höchst eigenwillig ausgelegt - einerlei, wer der Präsident war.

Cartoon-Satire mit Bush, Arnie und Saddam

Wem bei all den Besorgnis erregenden Bestandsaufnahmen das Lachen vergeht, dem sei Gerhard Haderers Cartoon-Satire "Die glorreichen Drei" anempfohlen. In dem Ulk um Öl mit viel Macho-Gehabe treten in den Hauptrollen George W. Bush, Ronald Reagan und Bill Clinton auf, in den Nebenrollen Saddam Hussein und Arnold Schwarzenegger.

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Herbert Winkler/DPA

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