Knapp drei Wochen nach Verhängung des Ausnahmezustandes in Pakistan haben die Commonwealth-Staaten die Mitgliedschaft des asiatischen Landes ausgesetzt. Wie Commonwealth- Generalsekretär Don McKinnon nach einem Treffen des Aktionskomitees des Staatenbundes mitteilte, stelle die derzeitige Situation in Pakistan eine schwere Verletzung der grundsätzlichen Werte des Commonwealth dar.
Die Mitgliedschaft Pakistans solle solange ausgesetzt bleiben, bis "Demokratie und Rechtsstaatlichkeit" wiederhergestellt sind, sagte McKinnon auf einer von der BBC übertragenen Pressekonferenz. Pakistan kündigte daraufhin an, seine Beziehungen zu dem Staatenbund zu überdenken. Die Entscheidung des Commonwealths sei unangemessen und nicht gerechtfertigt, sagte ein Sprecher des Außenministeriums. "Pakistan wird seine Mitgliedschaft und die künftige Zusammenarbeit mit der Organisation prüfen."
"In Sorge, nicht im Zorn"
McKinnon zeigte sich enttäuscht, dass Präsident Pervez Musharraf bislang nicht seinen Posten als Armeechef aufgegeben habe. Zudem kritisierte er, dass nach Verhängung des Ausnahmezustandes am 3. November hunderte Oppositionelle inhaftiert worden seien. Der britische Außenminister David Miliband sagte, die Entscheidung zur Suspendierung Pakistans sei "in Sorge, nicht im Zorn" getroffen worden. Er hoffe, dass der Staatenbund das Land möglichst bald wieder willkommen heißen könne.
Eine Überprüfung der Entscheidung soll nach den von Musharraf für Januar angekündigten Parlamentswahlen stattfinden. Für die Dauer der Suspendierung seiner Mitgliedschaft darf Pakistan nicht an Treffen und Veranstaltungen des Commonwealth teilnehmen.
Zwei Milliarden Menschen in den Commonwealth-Staaten
Das mit regimetreuen Richtern besetzte pakistanische Verfassungsgericht hatte jüngst entschieden, dass die Wiederwahl Musharrafs zum Präsidenten im Parlament Anfang Oktober rechtmäßig gewesen sei. Die Opposition, die die Wahl boykottierte, hatte argumentiert, dass er als General und Armeechef nicht hätte kandidieren dürfen. Nach Verhängung des Ausnahmezustandes hatte Musharraf die regierungskritischen Richter am Obersten Gericht durch ihm gewogene Juristen ersetzt.
Das Commonwealth hatte Pakistans Mitgliedschaft bereits 1999 nach der Machtergreifung Musharrafs ausgesetzt; erst 2004 war sie wiedereingesetzt worden. Die Gemeinschaft der Commonwealth-Staaten wurde 1931 gegründet. In den 53 Mitgliedsstaaten, zumeist frühere britische Kolonien, leben etwa zwei Milliarden Menschen, viele von ihnen in Entwicklungsländern. Außer Großbritannien gehören auch die Wohlstandsnationen Kanada und Australien dem Commonwealth an.