Der suspendierte Chef des dänischen Militärgeheimdienstes, Lars Findsen, ist unter Spionageverdacht festgenommen worden und sitzt seit gut einem Monat in Untersuchungshaft. Wie die Nachrichtenagentur Ritzau und weitere dänische Medien berichteten, wurde am Montag auf einem Gerichtstermin im Amtsgericht von Kopenhagen ein Verbot aufgehoben, Findsens Namen zu nennen. Er hatte demnach über seine Verteidiger selbst um die Aufhebung gebeten.
Bei einer Anhörung am Montag in Kopenhagen habe Findsen auf "nicht schuldig" plädiert, berichtete die Tageszeitung "Politiken". Demnach war er einer von vier Geheimdienstmitarbeitern, die bereits Anfang Dezember wegen der Herausgabe vertraulicher Dokumente festgenommen worden waren.
Geheimdienst-Chef drohen zwölf Jahre Haft in Dänemark
Dänemark hat zwei Geheimdienste: den Auslands- und Militärgeheimdienst FE sowie den Geheimdienst der Polizei, kurz PET. Der PET hatte am 9. Dezember mehrere Festnahmen verkündet, aber keine Angaben zur Identität der Beschuldigten gemacht. Die aktuellen oder ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter sollen demnach "ohne Genehmigung streng vertrauliche Informationen aus den Nachrichtendiensten" weitergegeben haben. Mit Ausnahme von Findsen wurden sie seitdem freigelassen.
Das Verfahren findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Nähere Angaben zu den Vorwürfen sind nicht bekannt. Nach Angaben dänischer Medien geht es in dem Fall unter anderem um die Herausgabe von geheimen Informationen an Journalisten. Mehrere Journalisten sollen von den Ermittlern angehört worden sein. Wie der PET schrieb, wird Findsen wegen Verstößen gegen Paragraf 109 des dänischen Strafgesetzes angeklagt. Es ist vergleichbar mit Landesverrat und wird mit maximal zwölf Jahren Gefängnis bestraft.
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Findsen hatte den FE von 2015 angeleitet. Im August 2020 wurde er nach einem kritischen Bericht der Geheimdienstaufsicht vom Dienst suspendiert. In dem Bericht hatte die unabhängige Aufsichtsbehörde dem FE vorgeworfen, gegen das Gesetz verstoßen und widerrechtlich Informationen über Dänen weitergegeben zu haben. Eine Sonderkommission hat diese Kritik jüngst zurückgewiesen. Sein Name taucht auch in Verbindung mit der Abhörung des Mobiltelefons von Alt-Kanzlerin Angela Merkel (CDU) durch die US-Geheimdienste auf. Medienberichten zufolge erhielten die US-Geheimdienste dabei Unterstützung aus Dänemark.