Mit einer Großkundgebung auf dem Märtyrer-Platz in Beirut haben hunderttausende Libanesen einen vollständigen Abzug Syriens aus ihrem Land gefordert. Zudem verlangten die Demonstranten am Montag Aufklärung über die Urheber des Anschlags, für den die libanesische Opposition den syrischen Geheimdienst verantwortlich macht. Auf Plakaten forderten Demonstranten die "Wahrheit" über das Attentat. Augenzeugen erklärten, es sei der größte Protest seit dem Bombenanschlag auf Hariri gewesen. Organisatoren des Protests sprachen von einer Million Demonstranten. Vor einer Woche hatten prosyrische Kräfte eine ähnlich große Demonstration in Beirut zusammengebracht.
Präsident warnt vor weiteren Demonstrationen
Unterdessen bekräftigten Oppositionsführer, sie seien nicht bereit, sich an einer Regierung der nationalen Einheit unter dem zurückgetretenen und dann wieder neu benannten Ministerpräsidenten Omar Karami zu beteiligen oder in einen Dialog einzutreten. Präsident Emile Lahoud hatte öffentlich vor weiteren Demonstrationen gewarnt, weil dies zu einer Katastrophe führen könne. Bisher sind die Proteste friedlich verlaufen. Einheiten der Armee waren am Rande der Kundgebung mit Panzerfahrzeugen aufgefahren. Der Märytrer-Platz wird seit Wochen vom Militär bewacht.
Die Opposition warf Lahoud vor, er verhalte sich nicht neutral und sei gegen politische Veränderungen. Der Präsident rufe zum Dialog auf, während weiter der Polizeistaat regiere. "Lahouds Rede beweist, dass er Teil der Krise in diesem Land ist", wurde der zur Opposition zählende Parlamentsabgeordnete Fares Soueid zitiert. Politiker und Demonstranten beklagten zudem, dass einen Monat nach dem Mord an Hariri noch immer keine Details bekannt seien.
Seit dem Morgen waren die Demonstranten in das Zentrum Beiruts geströmt. Junge Leute fuhren in hupenden Autokorsos mit wehenden Fahnen durch die Stadt. Der Märtyrer-Platz und umliegenden Straßen waren voller Menschen, die auch aus anderen Teilen Libanons angereist waren. Banken und Universitäten in Beirut waren für die Proteste geschlossen.