Amerika fiebert seinem ersten Showdown entgegen – oder das, was die TV-Sender dafür halten. Obwohl die US-Präsidentschaftswahl erst in knapp anderthalb Jahren stattfindet, misst sich jetzt schon die Riege der konservativen Republikaner in einer Fernsehredeschlacht. Anlässlich der zu erwartenden Phrasendrescherei hat das US-Magazin "ReverbPress" bereits zum Trinkspiel aufgerufen: Sagt einer Ronald Reagan bedeutet das ein Schluck Schnaps für die Zuschauer. Zwei Schlücke sind fällig, wenn jemand Hillary Clinton angreift, drei für den Fall, dass einer erwähnt, wie viel Waffen er besitzt und das Getränk ganz austrinken sowie sofort ein neues einschenken steht an, wenn tatsächlich immer noch jemand daran zweifelt, dass Barack Obama nicht in den USA geboren wurde. Es könnte also ein sehr feuchter Abend werden, dieser Donnerstag.
Eigentlich sind es ja 17 Kandidaten, die ihren Hut ins Präsidentschaftsrennen geworfen haben - aber nur zehn haben es in die Hauptdiskussionsrunde geschafft - die anderen sieben werden zwar auch ihre paar Minuten TV-Präsenz bekommen, aber vorher und nur eine Stunde lang, statt den 120 Minuten, die die in den Umfragen führenden zur Hauptsendezeit beim Sender Fox zur Verfügung bekommen. Mehr als zehn Minuten Gesamtredezeit für jeden Einzelnen werden aber wohl nicht drin sein.
Diese zehn Männer haben die besten Chancen
- Mann der Stunde ist Donald Trump, der seit einigen Wochen an die Spitze der Umfragen gestürmt ist. Der skurrile Milliardär macht Stimmung gegen illegale Einwanderer und pöbelt gegen Parteifreunde und politische Gegner gleichermaßen. Zumindest bei einem Teil der Partei scheint der Krawall-Wahlkampf des aus einer Reality-TV-Show bekannten 69-Jährigen gut anzukommen.
- Als dritter Zögling der Präsidentendynastie Bush geht Jeb Bush ins Rennen. Er hat dank seiner Herkunft beste Kontakte ins republikanische Establishment und zu Geldgebern: Der Ex-Gouverneur von Florida ist der Sohn von George H.W. und Bruder von George W. Bush, die beide schon im Weißen Haus saßen. Der 62-Jährige konzentriert sich auf Wirtschaftsthemen. Seine gemäßigte Haltung in der Einwanderungspolitik missfällt dem erzkonservativen Parteiflügel.
- Gute alte Tradition ist, dass auch Kandidaten mit Regierungserfahrung antreten. Etwa Scott Walker, Gouverneur von Wisconsin; er krempelte in den vergangenen Jahren einen traditionell linksliberalen Bundesstaat um. Der 47-Jährige legte sich mit den Gewerkschaften an, strich die Staatsausgaben zusammen, verschärfte die Abtreibungsgesetze - und gilt nun als aussichtsreicher Bewerber für die Präsidentschaftskandidatur.
- John Kasich, Regierungschef von Ohio und Chris Christie, New Jersey, gelten als moderate Konservative. Ihr Versprechen, die politischen Gräben in Washington zuzuschütten, kommt bislang aber nicht wirklich an.
- Ebenfalls üblich ist es als Senator anzutreten – aus dieser Position heraus wurde auch Barack Obama einst Präsident. Unter den Abgeordneten, die sich Hoffnungen auf die Kandidatur machen, hat der 44-jährige Ted Cruz aus Texas derzeit die besten Karten. Cruz wirbt um christlich-konservative Unterstützer und wurde mit seinem kompromisslosen Kampf gegen die Gesundheitsreform von Präsident Barack Obama zum Liebling der Tea Party.
- Marco Rubio aus Florida ist derweil für markige Äußerungen in der Außenpolitik bekannt. Der 44-jährige Senator mit kubanischen Wurzeln setzt auch auf seine Anziehungskraft bei Latino-Wählern.
- Rand Paul wiederum steht für die libertäre Strömung, die den Staat auf das Allernötigste reduzieren will. Zugleich vertritt der 52-jährige Senator aus Kentucky eher liberale Haltungen in der Drogenpolitik und beim Schutz der Bürgerrechte. Sein Vater Ron Paul versuchte es vor vier Jahren auch schon mal als Kandidat - hatte mit seinen, selbst für amerikanische Verhältnisse, radikalmarktwirtschaftlichen Ansichten aber keine Chance. So glaubte er etwas, die Deregulierung des Mineralölmarkts würde den Preis einer Gallone (knapp vier Liter) Benzin auf zehn Cent senken.
- Vermutlich chancenlos, wenngleich im Hauptfeld der TV-Debatte vertreten ist der afroamerikanische Neurochirurg und Seiteneinsteiger Ben Carson, der Obamas Gesundheitsreform vor Jahren als "moralischen Verfall" geißelte. Der einstige Baptistenprediger und frühere Gouverneur von Arkansas Mike Huckabee ist vor allem bei evangelikalen Christen beliebt. Zuletzt vergriff der sich bei seiner Bewertung des internationalen Atomabkommens mit dem Iran im Ton. In einem Interview warf Huckabee Präsident Barack Obama vor, die Israelis durch das Abkommen zur "Ofentür" der Krematorien zu führen.
Der sehr konservative US-Sender Fox überträgt die Debatten live im Fernsehen als auch online. Die erste, die B-Runde, beginnt um 23 Uhr deutscher Zeit, die zweistündige Hauptdebatte um 3 Uhr in der Nacht zum Freitag.