"Trumpcare" Keine Erfolgsaussichten - Trump zieht seinen Gesetzesentwurf zurück

Neuer US-Gesetzentwurf: "Obamacare": Das ändert sich, wenn es verschwindet
Die Republikaner wollen das Ende von "Obamacare".
 
In Washington dreht sich alles nur um ein Thema: Krankenversicherung. Sieben Jahre haben sich die Republikaner beschwert, dass der „Affordable Care Act“ – Obamacare – nicht im Sinne des US-amerikanischen Freiheitsgedankens sei. Die Regierung würde damit zu sehr in die Belange der Bürger eingreifen.
 
Anfang März veröffentlicht die konservative Partei einen neuen Gesetzentwurf.
 
Doch was enthält "Obamacare" und was würde sich durch die republikanische Erneuerung verändern?
 
1. Unter "Obamacare" haben mehr als 20 Millionen US-Amerikaner eine Krankenversicherung, die sonst nicht versichert wären. Laut dem Congressional Budget Office, einer unparteiischen Analysegruppe, würden durch diese Gesetzesänderung im Jahr 2026 24 Millionen Menschen keine Krankenversicherung haben.
 
2. Der neue Plan behält zwei beliebte Regelungen aus "Obamacare": Junge Erwachsene können über ihre Eltern versichert sein bis sie 26 Jahre alt sind. Die Versicherungsgesellschaften dürfen Menschen mit Vorerkrankung nicht ablehnen oder höhere Kosten berechnen.
 
3. Die Krankenversicherung für die Armen und Kranken wäre teurer. Unter "Obamacare" herrscht Versicherungspflicht. Wer nicht versichert ist, muss Strafe zahlen. Damit sorgt das Gesetz dafür, dass alle Menschen im Versicherungsmarkt sind. Die Kosten bleiben niedrig, denn auch gesunde, junge Menschen zahlen ein und gleichen damit die Kosten von Älteren und Kranken aus.
 
4. Unter "Obamacare" dürfen die Versicherungen älteren Menschen nicht mehr als das Dreifache der Gebühren von Jüngeren erheben. Im neuen Plan können sie das Fünffache berechnen. Anders gesagt: Junge, gesunde Menschen profitieren. Kranke und alte verlieren.
 
5. Donald Trump droht den Republikaner wegen des Gesetzes: Sie müssen den neuen Plan durchsetzen, sonst wird "Obamacare" bleiben. Für die Beliebtheit des Präsidenten wäre das vielleicht sogar besser: Laut Experten würde das aktuelle Gesetz nach einiger Zeit den Markt stabilisieren und Gesundheitskosten senken.
Donald Trump hat alles gegeben - aber es reichte trotzdem nicht. Mit seinem Gesetzesentwurf zur Abschaffung von Obamacare scheiterte er an den eigenen Parteikollegen und musste den Entwurf  kurz vor der geplanten Abstimmung zurückziehen. 

Schwere Blamage für US-Präsident Donald Trump: Die US-Republikaner haben die Abstimmung über den von Trump unterstützten Gesetzentwurf für eine neue Gesundheitsversorgung mangels Erfolgsaussichten zunächst zurückgezogen. Das gab die Parteiführung am Freitag in Washington bekannt.

Präsident Trump soll den Vorsitzenden des Abgeordnetenhauses, Paul Ryan, um den Schritt gebeten haben. Die Republikaner hatten bis kurz vor Beginn der für den Nachmittag (Ortszeit) angesetzten Abstimmung nicht annähernd die erforderlichen 215 Stimmen beisammen.

Bewährungsprobe für Donald Trump

Vorausgegangen war ein tagelanger Polit-Krimi, bei dem Trump persönlich versucht hatte, ausreichend viele parteiinterne Kritiker umzustimmen. Eine Alternative für die bei Republikanern verhasste Gesundheitsversorgung von Trumps Amtsvorgänger Barack Obama war eines der zentralen Wahlversprechen des neuen Präsidenten.

Die Abstimmung galt auch als erste große Bewährungsprobe für die Frage, ob Trump in der Lage ist, schwierige politische Projekte im Parlament durchzusetzen. Während der ersten beiden Monate seiner Regierungszeit hatte er vor allem Dekrete erlassen, die keine parlamentarische Debatte erfordert, dementsprechend meist aber auch wenig Wirkung entfaltet hatten.

Entweder zu drastisch oder zu lahm

Kritiker hatte bemängelt, Trump habe den von ihm maßgeblich initiierten und vom Chef des Abgeordnetenhauses, Paul Ryan, eingebrachten Gesetzentwurf überhastet vorangetrieben. Er wird von moderaten Republikanern als zu drastisch und vom konservativen Flügel als zu wenig weitgehend abgelehnt.

Der Entwurf sah im Kontrast zur bisherigen "Obamacare" vor allem den Verzicht auf eine allgemeine Versicherungspflicht und tendenziell weniger Geld für die Bundesstaaten bei der Bezahlung von "Medicaid" vor, einer Art Grundsicherung für Bedürftige. Direkte Zuwendungen des Staates sollten durch indirekte Steuererleichterungen ersetzt werden. Experten errechneten, innerhalb von zehn Jahren könnten 24 Millionen Amerikaner ihre Krankenversicherung verlieren.
 

AFP · DPA
ivi