Fragen und Antworten Urteil im Vergewaltigungsprozess gegen Donald Trump erwartet – was dem Ex-Präsident drohen könnte

Ex-US-Präsident Donald Trump während seiner Vernehmung im vergangenen Oktober
Ex-US-Präsident Donald Trump während seiner Vernehmung im vergangenen Oktober. Er streitet den Vergewaltigungsvorwurf ab.
© Kaplan Hecker & Fink / AP / DPA
Hat Donald Trump 1996 in einem New Yorker Kaufhaus eine Frau vergewaltigt? Darüber müssen nun neun Geschworene an einem US-Zivilgericht befinden. Ins Gefängnis müsste der Ex-US-Präsident bei einer Verurteilung nicht. Der politische Schaden könnte für die Republikaner aber groß werden.

Im Zivilprozess gegen den früheren US-Präsidenten Donald Trump wegen Vergewaltigungsvorwürfen der Autorin E. Jean Carroll liegt die Entscheidung fortan bei den neun Geschworenen. Ein Freispruch wäre ein Erfolg für den Republikaner, die Folgen eines Schuldspruchs wären schwer vorauszusagen. Antworten auf wichtige Fragen:

Was wirft Carroll Trump vor?

Carroll beschuldigt Trump, sie 1996 in einer Umkleidekabine des Luxuskaufhauses Bergdorf Goodman in Manhattan vergewaltigt zu haben. Der New Yorker Immobilienunternehmer bat die bekannte Kolumnistin für das Magazin "Elle" nach deren Schilderung scherzhaft, ob sie ihn beim Kauf von Unterwäsche als Geschenk für eine Freundin beraten könne. Er soll sie dann in der Umkleidekabine sexuell attackiert und vergewaltigt haben.

Ihre Vorwürfe machte die heute 79-jährige Carroll erstmals 2019 öffentlich, als Trump Präsident war. Dieser wies die Anschuldigungen als Lüge zurück und erklärte, Carroll sei nicht sein "Typ". Die Autorin verklagte Trump in der Folge wegen Verleumdung und später in einer zweiten Klage wegen der mutmaßlichen Vergewaltigung selbst sowie erneut wegen Verleumdung.

Wie verlief der Prozess?

Der Zivilprozess vor einem Bundesgericht in Manhattan begann vor zwei Wochen mit der Auswahl von neun Geschworenen. Carroll sagte unter Eid als Zeugin aus und bekräftigte ihre Vorwürfe gegen Trump – auch in einem Kreuzverhör durch Trumps Anwalt Joe Tacopina. Außerdem sagten zwei Freundinnen Carrolls aus, die Autorin habe ihnen kurz nach der mutmaßlichen Vergewaltigung berichtet, dass Trump sie angegriffen habe.

Trump selbst blieb dem Prozess fern, zu einer Teilnahme war er nicht verpflichtet. Seine Anwälte luden auch keine Entlastungszeugen vor. Bei dem Verfahren wurden aber Videos von einer Befragung Trumps durch Carrolls Anwältin Roberta Kaplan im vergangenen Oktober vorgespielt. Dabei bestritt der Ex-Präsident die Vergewaltigungsvorwürfe erneut entschieden: "Sie ist eine Lügnerin und sie ist wirklich eine kranke Person. Ich denke, sie ist krank, psychisch krank."

Bei der Befragung unterlief Trump aber ein peinlicher Fehler: Auf einem Foto aus den 1990er Jahren verwechselte er Carroll mit seiner damaligen Frau Marla Maples. Das schwächt seine Verteidigungsstrategie, wonach Carroll gar nicht sein "Typ" sei.

Was droht Donald Trump?

Weil es sich um einen Zivilprozess und nicht um einen Strafprozess handelt, droht Trump im Falle eines Schuldspruchs keine Gefängnisstrafe. Carroll hat den Ex-Präsidenten vielmehr auf Schmerzensgeld in nicht genannter Höhe verklagt. Sollten die Geschworenen – sechs Männer und drei Frauen – Trump der Vergewaltigung und der Verleumdung schuldig sprechen, müssten sie auch ein Schmerzensgeld festlegen.

Welche politischen Folgen könnte ein Urteil haben?

Ein Freispruch für Trump wäre ein großer Erfolg für den Rechtspopulisten, der bei der Präsidentschaftswahl 2024 erneut antreten will. Der 76-Jährige ist in der Vergangenheit von einer Reihe von Frauen des sexuellen Fehlverhaltens beschuldigt worden und hat solche Vorwürfe stets bestritten. Einen Freispruch im Fall Carroll könnte er nutzen, um sich grundsätzlich als unschuldig darzustellen.

Unklar ist, wie sehr ein Schuldspruch Trump schaden würde. Der Republikaner stand in den vergangenen Jahren im Zentrum zahlreicher Skandale und Affären und ist derzeit Gegenstand gleich mehrerer Justizermittlungen. Seinen Zustimmungswerten hat dies aber nie wirklich geschadet, Trumps Anhänger haben ihm vieles durchgehen lassen.

Das umfasst auch Trumps Umgang mit Frauen. Unvergessen, wie kurz vor der Präsidentschaftswahl 2016 eine Tonaufnahme öffentlich wurde, auf der Trump damit prahlte, er könne Frauen ungefragt küssen und ihnen zwischen die Beine greifen. Das galt als Todesstoß für Trumps Präsidentschaftskandidatur – doch der Rechtspopulist gewann die Wahl gegen die Demokratin Hillary Clinton trotzdem.

Fabian Erik Schlüter / AFP / wue